Wie das Sättigungshormon Leptin den Blutzuckerspiegel senkt
"Ich war überrascht, wie wirksam Leptin bei der Behandlung von Diabetes war", sagt Jeffrey Friedman von der Rockefeller University in New York zu den Ergebnissen seiner Tierversuche. Das Hormon wird im Fettgewebe produziert, hemmt die Nahrungsaufnahme und verringert ein erhöhtes Körpergewicht. Friedman und seine Kollegen konnten nachweisen, dass das Absenken des Blutzuckerspiegels fettleibiger Mäuse durch Leptin nicht nur als Begleiterscheinung der Gewichtsabnahme zu erklären ist: Infusionen minimaler Mengen des Hormons verbesserten den Diabetes, ohne sich gleichzeitig auf Körpergewicht und Essverhalten auszuwirken. Die Leptinbehandlung führte dazu, dass Leberzellen verstärkt das IGF-bindende-Protein-2 (IGFBP2) produzierten. Insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF) sind Botenstoffe unterschiedlicher Funktionen. Um zu prüfen, ob das in das Blut freigesetzte IGFBP2 für den Anti-Diabetes-Effekt verantwortlich ist, injizierten die Forscher diabetischen Mäusen gentechnisch veränderte Adenoviren. Diese schleusten ein IGFBP2-Gen in die Leberzellen, wodurch der Blutspiegel des Proteins stark anstieg. Damit verbunden, verbesserte sich die Insulinsensitivität und der Blutzuckerspiegel sank.
Einige Befunde an Patienten, die nicht genügend Leptin bildeten, bestätigten diesen Zusammenhang: Ihr anormal geringer IGFBP2-Spiegel stieg nach schwach dosierter Leptinbehandlung an. Um die Schlüsselstellung von IGFBP2 eindeutig zu beweisen, benötige man genetisch veränderte Mäuse, die dieses Protein nicht mehr bilden können, so Friedman. Bei diesen Tieren dürfte eine Leptininjektion dann keinen Effekt mehr auf den Blutzuckerspiegel haben. Schließlich müsste in klinischen Studien geprüft werden, ob sich ein Diabetes durch eine verträgliche Erhöhung des IGFBP2-Spiegels behandeln lässt.