Wie Wüstenameisen nach Hause finden
"Die gleichförmige Landschaft der Salzpfannen erscheint weniger homogen, wenn man die Gerüche der Umgebung mit berücksichtigt", erklären Markus Knaden und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena. Sie untersuchten das Verhalten der Wüstenameise Cataglyphis fortis in den tunesischen Salzpfannen - eintönige Landschaften, deren Böden ständig von einer Salzkruste bedeckt sind. Im Gegensatz zu anderen Ameisen hätte es für die Wüstenameisen keinen Sinn, Wegmarkierungen durch selbst produzierte Pheromone zu setzen. Der Boden wird bis zu 60 Grad heiß, so dass solche Duftstoffe nicht lange stabil blieben. Deshalb dachte man, dass sich dort die Tiere nur mithilfe des polarisierten Lichts, einer Entfernungsmessung und sichtbarer Merkmale in Nestnähe orientieren.
Die Forscher nahmen zunächst Bodenproben von verschiedenen Stellen und identifizierten mit einem Gaschromatographen mehrere flüchtige Verbindungen, die mindestens zwei Tage am gleichen Ort nachweisbar blieben. Die verschiedenen Proben lieferten unterschiedliche Muster von Geruchsstoffen. Und alle Geruchstoffe lösten in den Sinnesorganen der Ameisen Reaktionen aus. Damit waren die Voraussetzungen dafür gegeben, dass sich die Ameisen auch an Duftmarken in der Umgebung orientieren könnten. Um das direkt nachzuweisen, markierten die Biologen einen versteckten Eingang zum Nest mit einem Duftstoff. Tatsächlich lernten die Tiere, diesem Geruch zu folgen, um in ihr Nest zu gelangen. Wurde der Duftstoff mit drei anderen gemischt, erschwerte das zwar die Orientierung, aber sie fanden den Heimweg immer noch schneller als ohne diese Hilfe. Für Tauben ist bereits bekannt, dass sie sich zur Orientierung beim Heimflug auch von Gerüchen der Landschaft leiten lassen. Von Wüstenameisen kannte man diese Fähigkeit bisher nicht.