Wenn Worte stärker schmerzen als Schläge

Kränkungen wirken länger nach und beeinträchtigen das Leistungsvermögen sehr viel stärker als körperlicher Schmerz
West Lafayette (USA)/Sydney (Australien) - Es gibt Schmerzen, von denen man glaubt, dass man sie sein Lebtag nicht vergessen werde: den Schmerz beim Beinbruch oder jenen, als der Zahnarzt beim Bohren den Nerv traf... Tatsächlich aber wirken soziale Schmerzen - kränkende oder demütigende Worte - sehr viel länger im Gedächtnis nach, wie jetzt ein amerikanisch-australisches Forscherteam belegen kann. In Experimenten konnten die Forscher zeigen - wie sie in der Fachzeitschrift "Psychological Science" berichten -, dass soziale Schmerzen Menschen auch noch lange nach der Schmerzzufügung in ihrer alltäglichen Arbeit beeinträchtigen können.

Versuchspersonen wurden vom Team um Zhansheng Chen und Kipling D. Williams von der Purdue University gebeten, sich wahlweise eine Situation mit körperlichem Schmerz oder eine Situation mit sozialem Schmerz ins Gedächtnis zurückzurufen. Im zweiten Teil des Experiments sollten die Versuchspersonen kleine kognitive Aufgaben lösen. Hierbei erwies sich, dass diejenigen, die vorher noch einmal eine frühere Kränkung in der Erinnerung durchlebt hatte, deutlich schlechter bei der Lösung der Aufgaben abschnitten.

Eine mögliche Erklärung für diesen Befund sehen die Forscher in der Evolution einer spezialisierten Gehirnregion. "Die Evolution des zerebralen Kortex hat ganz sicher die Fähigkeit der Menschen verbessert, etwas zu kreieren und etwas an sich selbst anzupassen, in und mit Gruppen zu funktionieren und auf Schmerzen zu reagieren, die mit sozialen Interaktionen verbunden sind", schreiben die Autoren der Studie. "Der zerebrale Kortex hat jedoch die unerwünschte Wirkung, dass Menschen sozialen Schmerz wieder und wieder erleben und darunter leiden."

Association for Psychological Science
Quelle: "When Hurt Will Not Heal: Exploring the Capacity to Relive Social and Physical Pain", Zhansheng Chen, Kipling D. Williams, Julie Fitness, Nicola C. Newton, Psychological Science (2008), im Druck


 

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