Weniger Tote durch Herz-Kreislauf-Krankheiten in der EU

Allerdings wird eine Umkehr des Trends befürchtet - Neue europäische Statistik zum „Welt-Herz-Tag"
Noch immer sterben die meisten Europäer an Herz-Kreislauf-Krankheiten
Noch immer sterben die meisten Europäer an Herz-Kreislauf-Krankheiten
© Wingchi Poon
Les Templiers (Frankreich)/Brüssel (Belgien) - In den 27 Ländern der Europäischen Union hat sich die Zahl der Toten durch Herz-Kreislauf-Krankheiten seit 2008 erheblich reduziert: Statt zwei Millionen sterben zurzeit nur noch 1,8 Millionen Menschen pro Jahr an diesen Erkrankungen. Allerdings sind Herz-Kreislauf-Krankheiten bei Frauen immer noch die häufigste Todesursache in allen EU-Ländern. Auch bei Männern ist dies zumeist der Fall – mit Ausnahme von Frankreich, den Niederlanden, Slowenien und Spanien. Zum „Welt-Herz-Tag“ am 29. September haben das European Heart Network und die European Society of Cardiology (ESC) gemeinsam die aktuellsten Zahlen in der „European Cardiovascular Disease Statistics“ veröffentlicht.

„Die reduzierte Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Krankheiten ist eine wirkliche Erfolgsstory“, meint Hans Stam, Präsident des European Heart Network. Die positive Bilanz führen Stam und ESC-Präsident Panos Vardas auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurück. So verweisen sie beispielsweise auf die Erfolge bei der Bekämpfung von Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten. Auch die Kampagnen gegen das Rauchen spielen nach Aussage der Experten eine große Rolle.

Allerdings warnen das European Heart Network wie auch die ESC vor zu optimistischen Zukunftserwartungen. Denn immer noch seien die Auswirkungen sowohl auf die Betroffenen als auch auf die Gesundheitssysteme enorm. Und bald könnte sich das Blatt wieder wenden. Denn durch die Lebensweise vieler Menschen erhöhen sich die Risiken für Herz-Kreislauf-Leiden wieder. So hat sich in einigen Ländern die Zahl der Diabetes-Kranken in der letzten Dekade nahezu verdoppelt. Auch die zunehmende Fettleibigkeit könnte den positiven Trend der letzten Jahre wieder umkehren. Hinzu kommen Faktoren wie die älter werdende Gesellschaft, zu wenig Bewegung und eine immer noch zu hohe Zahl an Rauchern.

Die aktuellen Statistiken zeigen, dass es innerhalb Europas große Unterschiede gibt. So sterben in Bulgarien 60 Prozent aller Männer an Herz-Kreislauf-Krankheiten, in Frankreich aber nur 25 Prozent. Bei den Frauen liegen die Werte bei 70 Prozent in Bulgarien und 30 Prozent in Frankreich. Schlaganfälle, die ebenfalls zu den Herz-Kreislauf-Leiden gehören, verursachen in Europa den Tod jeder siebten Frau und jedes zehnten Mannes. Auch die ökonomischen Belastungen für die Gesundheitssysteme sind enorm: Die Experten schätzen sie in der EU auf fast 200 Milliarden Euro pro Jahr, wobei nur die Hälfte auf die direkten Gesundheitsausgaben entfallen. Die übrigen Kosten werden durch den Verlust an Produktivität sowie die Pflege zu Hause verursacht. Pro EU-Bürger und Jahr müssen durchschnittlich 212 Euro zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Krankheiten ausgegeben werden.

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Quelle: „European Cardiovascular Disease Statistics“, 2012 edition, European Heart Network and European Society of Cardiology, ISBN 978-2-9537898-1-2


 

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