Was Anti-Raucher-Mittel mit dem Hirn anstellen

Weil die Substanzen Bereiche beeinflussen, die mit Verlangen und Sucht in Verbindung gebracht werden, erleichtern sie vermutlich, der Versuchung zu widerstehen
Los Angeles (USA)/Philadelphia (USA) - Manche Mittel zur Rauchentwöhnung wirken offenbar unmittelbar auf bestimmte Gehirnbereiche, die eine Rolle beim Entstehen von Verlangen und Sucht spielen. Die beiden Wirkstoffe Bupropion und Vareniclin verändern die Art und Weise, wie das Gehirn in diesen Arealen auf Anreize zum Rauchen reagiert. Das konnten amerikanische Forscher in zwei voneinander unabhängigen Studien zeigen, in denen sie den Effekt der Substanzen mithilfe von Hirn-Scans untersuchten. Dank dieser Wirkung können Patienten der Versuchung leichter widerstehen, berichten sie in einer der kommenden Ausgaben des Fachblatts "Archives of General Psychiatry".

"Eine Behandlung mit Bupropion ist verbunden mit einer verbesserten Fähigkeit, durch Anreize verursachtem Verlangen zu widerstehen, und mit einer durch Anreize verursachten verringerten Aktivierung der limbischen und präfrontalen Hirnregionen", schreiben Arthur L. Brody von der University of California in Los Angeles und Kollegen. Die Forscher hatten den Effekt des Wirkstoffs im Gehirn von 30 Rauchern untersucht, die über einen Zeitraum von acht Wochen entweder Bupropion oder ein Placebo erhielten. Mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie beobachteten die Wissenschaftler zu Beginn und zu Ende des Studienzeitraumes, was sich im Gehirn der Probanden abspielte, während diese kurze Videos anschauten, in denen entweder geraucht wurde oder aber eine ähnliche Szene ohne rauchende Schauspieler zu sehen war. Die Freiwilligen gaben zudem an, wie hoch danach ihre Lust auf Zigaretten war.

Diejenigen Probanden, die Bupropion erhalten hatten, berichteten von weniger starkem Verlangen als diejenigen aus der Placebogruppe. Zudem zeigten sie verringerte Aktivierung in Hirnregionen, die mit dem Entstehen von Verlangen in Verbindung gebracht werden, wie etwa limbischen und präfrotalen Arealen. Unabhängig von der Art der Behandlung fühlten Raucher, bei denen diese Hirnbereiche weniger stark aktiviert wurden, auch weniger starke Gelüste.

In einer ähnlichen Studie mit dem Wirkstoff Vareniclin konnten Teresa Franklin von der University of Pennsylvania in Philadelphia und ihre Kollegen zeigen, dass auch diese Substanz die Gehirnaktivität beeinflusst. Hinweise auf Rauchen aktivierten Regionen, die beim Entstehen von Sucht eine Rolle spielen, was aber durch Vareniclin reduziert wurde. Zudem nahm das Mittel auch Einfluss auf Regionen, die mit dem Belohnungssystem in Verbindung gebracht werden.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Effects of Varenicline on Smoking Cue–Triggered Neural and Craving Responses", Teresa Franklin et al.; Archives of General Psychiatry (doi:10.1001/archgenpsychiatry.2010.190)
"Effect of Bupropion Treatment on Brain Activation Induced by Cigarette-Related Cues in Smokers", Arthur L. Brody et al.; Archives of General Psychiatry (doi:10.1001/archgenpsychiatry.2010.193)


 

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