Warum es lange dauern muss, bis sie sich kriegen

Das lange Paarungsverhalten bei Menschen und manchen Tieren ist auch vom biologischen Standpunkt her sinnvoll, wie die Spieltheorie beweist
Eine Geste mit biologischem Nutzen: Ein Mann macht einer Frau den Hof. Sie wird sich dieses Verhalten einige Zeit ansehen - um ihn zu testen. Das war zu allen Zeiten so - auch im Mittelalter. (Das Bild eines unbekannten Meisters stammt aus dem 14. Jahrhundert)
Eine Geste mit biologischem Nutzen: Ein Mann macht einer Frau den Hof. Sie wird sich dieses Verhalten einige Zeit ansehen - um ihn zu testen. Das war zu allen Zeiten so - auch im Mittelalter. (Das Bild eines unbekannten Meisters stammt aus dem 14. Jahrhundert)
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London (Großbritannien)/Warwick (Großbritannien) - Lange Schmachtfetzen aus Hollywood und Bollywood sind gar nicht so übertrieben, wie man glauben könnte: Bis Held und Heldin sich kriegen, muss schon eine gewisse Zeit ins Land gehen. Nur dann nämlich kann die Frau herausfinden, ob der Mann auch wirklich Mr. Right ist. Dieses Ergebnis einer spieltheoretischen Studie veröffentlichten britische Forscher jetzt in der Fachzeitschrift "Journal of Theoretical Biology".

"Bei einer Reihe von Tieren dauert es eine längere Zeit, in der das Männchen das Weibchen umgarnt", erklärt Robert Seymour, Mathematiker am University College London, "aber auch bei den Menschen nimmt es Zeit in Anspruch, der Frau den Hof zu machen. Dazu gehören Esseneinladungen, Theaterbesuche und andere Dinge, die Monate oder gar Jahre dauern können. Das ist eine Zeit, in der man eigentlich auch andere produktive Dinge tun könnte. Warum sehen Menschen und Tiere nicht zu, dass sie diese Angelegenheit beschleunigen, um die Kosten zu reduzieren? Die Antwort ist, dass die Frau in der Zeit, in der ihr der Hof gemacht wird, etwas über den Mann erfahren kann."

"Aus der Perspektive der Frau", ergänzt sein Kollege Peter Sozou von der Warwick Medical School, "sind Männer nicht alle gleich. Eine Frau - oder auch das Weibchen im Tierreich - möchte sich mit einem guten Partner paaren, aber sie kann nicht allein aus der äußeren Erscheinung schließen, ob er geeignet wäre. Von einem Mann - oder einem Männchen im Tierreich - wird dagegen angenommen, dass er ständig zur Paarung bereit wäre. Doch nur ein guter Mann oder ein gutes Männchen wäre bereit, gewisse Kosten auf sich zu nehmen, um schließlich als Preis die Paarung zu gewinnen. Dies führt dazu, dass die Frau - oder das Weibchen - nicht sofort zur Paarung bereit ist, sondern vom Mann - oder Männchen - fordert, eine unbestimmte Zeit zu warten, bis sie entscheidet, sich mit ihm zusammenzutun. In dieser Zeit hat wiederum der Mann - oder das Männchen - die Möglichkeit aufzuhören, der Frau - oder dem Weibchen - den Hof zu machen."

Die Forscher zeigen in ihrer Studie, dass schlechte Männer - oder Männchen - bald aufgeben. Das Problem für die Frau - oder das Weibchen - besteht nun darin, die passende Zeitlänge zu finden, die sie abwarten will. Wartet sie nicht lange genug ab, könnte sie den Falschen erwischen. Wartet sie zu lange, könnte es sein, dass der ständige Aufschub der Entscheidung letztlich auch ein gutes männliches Exemplar vergrault. "Dieses Risiko kann sie nicht komplett eliminieren", sagen die Forscher, "es sei denn, sie entscheidet sich, sich mit keinem Mann oder Männchen zu paaren."

University College London
Quelle: "Duration of courtship effort as a costly signal", R. Seymour, P. Sozou; Journal of Theoretical Biology, 7. Januar 2009, S. 1-13, doi:10.1016/j.jtbi.2008.09.026


 

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