Warum Hautwunden im Alter besser heilen

Mit dem Älterwerden sinkt die Produktion eines Botenstoffs, der nach einer Verletzung die Narbenbildung fördert und eine vollständige Geweberegeneration hemmt
Bei der Heilung tieferer Hautwunden bildet sich ein Ersatzgewebe, das als Narbe erhalten bleibt.
Bei der Heilung tieferer Hautwunden bildet sich ein Ersatzgewebe, das als Narbe erhalten bleibt.
© Svdmolen / Creative Commons license (CC BY-SA 3.0), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Philadelphia (USA) - Mit zunehmendem Alter verschlechtern sich viele Körperfunktionen. Doch merkwürdigerweise heilen Hautwunden bei älteren Mäusen besser als bei jüngeren. Auch bei älteren Menschen verheilen chirurgische Wunden mit weniger Narbengewebe als bei jüngeren Patienten. Eine Ursache dafür haben amerikanische Mediziner jetzt in Tierexperimenten aufgedeckt. Sie fanden im Blut junger Mäuse mit einer Hautverletzung größere Mengen eines Botenstoffs, der eine umfassende Regeneration des Hautgewebes hemmt und stattdessen eine schnelle Narbenbildung begünstigt. Dagegen wird bei alten Mäusen die Produktion dieses Botenstoffs unterdrückt, schreiben die Forscher im Fachblatt „Cell Reports“. Die Ergebnisse seien auf den Menschen übertragbar und könnten sich als nützlich erweisen, um neue Methoden der regenerativen Medizin zu entwickeln.

„Für ein junges Tier ist es wohl vorteilhafter, wenn eine Verletzung möglichst schnell heilt, damit es bald wieder kampfbereit ist. Dabei wird in Kauf genommen, dass die Wundheilung nicht perfekt ist“, sagt Thomas Leung von der University of Pennsylvania. Beim Menschen regenerieren nur oberflächliche Hautwunden vollständig, indem die verletzte Oberhaut ohne Narbe wiederhergestellt wird. Sind auch tiefere Hautschichten betroffen, bildet sich bei der Wundheilung ein Narbengewebe, dem Pigmente, Talg- und Schweißdrüsen fehlen.

Die Forscher untersuchten bei Mäusen, wie das Alter der Tiere die beiden Prozesse der Wundheilung – Narbenbildung und Geweberegeneration – beeinflusst. Dazu verglichen sie den Heilprozess der Ohrwunden von Mäusen, die einen Monat oder 18 Monate alt waren. Normalerweise verheilte die Wunde der alten Maus deutlich besser. Wurden aber die Blutkreisläufe zweier unterschiedlich alten Tiere miteinander verbunden, war die Regenerationsfähigkeit der alten Maus nicht mehr größer die der jungen. Offenbar enthielt das Blut der jungen Mäuse einen hemmenden Faktor. Dabei handelte es sich um einen Botenstoff, das Peptid SDF1, der von Hautzellen freigesetzt wurde. Gentechnisch veränderte Tiere, die diesen Botenstoff in der Haut nicht mehr bilden konnten, zeigten eine bessere Regeneration von Hautgewebe als gleichaltrige normale Tiere. Weitere Untersuchungen ergaben, dass sich beim Altern die SDF1-Produktion nach einer Verletzung verringert, indem vermehrt das Protein EZH2 gebildet wird, welches das SDF1-Gen blockiert.

Auch bei jungen Menschen steigt durch eine Hautverletzung die Produktion von SDF1 an, während sie bei älteren Menschen gering bleibt. Die Forscher planen nun eine klinische Studie, um zu prüfen, ob ein bereits zugelassener SDF1-Hemmstoff die Narbenbildung bei der Wundheilung verringert. Eine solche Behandlung könnte sich nicht nur bei Verbrennungen und bestimmten Hautkrankheiten als hilfreich erweisen, sondern ließe sich vielleicht auch zur Regeneration anderer Gewebearten einsetzen.

© Wissenschaft aktuell


 

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