Vorteil des Altwerdens: Man fällt nicht mehr auf jeden Denkfehler herein

Wenn man sich in jüngeren Jahren etwas Unnützes kauft, glaubt man oft, man müsse diesen Gegenstand nun extra lange nutzen. So könnte man die geldverschwendung wenigstens etwas auffangen, meint man. Im Alter dagegen erkennt man, dass ein unnützer Gegenstand nicht nützlicher wird, wenn man ihn lange benutzt.
Morgantown (USA) - Das Alter bringt auch Vorteile mit sich: In der Abgeklärtheit der späten Jahre fällt der Mensch nicht mehr auf jeden Denkfehler herein. Eine beliebte Annahme ist beispielsweise, dass man, falls man für eine nutzlose oder langweilige Sache Geld ausgegeben hat, diese Sache umso häufiger (be)nutzen müsse. Dann würde sich die Geldverschwendung nicht so bemerkbar machen. Ein amerikanisches Forscherteam hat nun in Experimenten mit jungen und alten Probanden herausgefunden, dass alte Menschen sehr viel seltener in diese Denkfalle tappen als junge Menschen. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Psychological Science" zeigen, können die Alten eine Verschwendung gelassen als Verschwendung sehen, ohne sich dem Druck auszusetzen, noch unnütz Zeit mit dem unnützen Gegenstand zu verbringen.

"Sie haben 10,95 US-Dollar dafür bezahlt, um im Bezahlfernsehen einen Spielfilm zu sehen", so lautet ein Einführungstext zu dem Experiment, in dem die Probanden sich für eine Verhaltensoption entscheiden sollten. "Nach fünf Minuten sind Sie gelangweilt, denn der Film scheint ziemlich langatmig zu sein." In einem zweiten Einführungstext fiel die Angabe der Kosten weg, ansonsten lautete er so wie der erste. Die Versuchspersonen sollten nun angeben, wann sie den Film abschalten würden: nach weiteren 10 Minuten, nach 20 Minuten, nach 30 Minuten oder gar nicht abschalten, sondern bis zum Ende gucken.

Die jüngeren Versuchspersonen gaben dem mit 10,95 US-$ bezahlten, langweiligen Film eine deutlich längere Chance als die Älteren. "Jüngere Erwachsene zeigen eine negative Voreingenommenheit", erklärt JoNell Strough von der West Virginia University. "Sie gewichten negative Informationen, wie etwa eine unrentable Investition, sehr viel stärker als positive Informationen, und versuchen daher, die Geldverschwendung dadurch auszugleichen, dass sie mehr Zeit investieren." Die älteren Versuchspersonen hatten eine gelassenere Haltung gegenüber Gewinnen und Verlusten, was Dinge betrifft. Sie erkannten, dass eine verschwendete Geldsumme nicht dadurch wieder hereinzuholen ist, dass man sich mit dem unnützen Gegenstand länger beschäftigt. Darum konnten sie den langweiligen Film guten Gewissens abschalten.

West Virginia University
Quelle: "Are Older Adults Less Subject to the Sunk-Cost Fallacy Than Younger Adults?", JoNell Strough et al.; Psychological Science, Juli 2008


 

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