Von prähistorischen kulinarischen Vorlieben des US-Wappentiers
"Weißkopfseeadler auf die Channel Islands wieder einzuführen, hatte durchmischte Resultate", erläutert Seth Newsome von der University of Wyoming, der während der Studie noch an der Carnegie Institution of Washington beschäftigt war. "Ein Verständnis für ihre Ernährung ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Wiederansiedlung, weshalb wir nach chemischen Spuren der Nahrung geschaut haben, welche die Adler über viele Jahrtausende zu sich nahmen." Die Untersuchungen legen nahe, dass eine wachsende Population von Weißkopfseeadlern in Ermangelung anderer Nahrungsquellen das Beutespektrum weiter ausdehnen, was seinerseits weitere Probleme aufwerfen könnte. Da Weißkopfseeadler extrem opportunistisch sind, können sie sich voraussichtlich schnell an Veränderungen der Beute anpassen.
"Weil heute keine Schafe mehr auf den Inseln leben und die Seevogelpopulationen vermindert sind, denken wir, dass eingeführte Adler durchaus Kadaver von Robben und Seelöwen ergattern sowie den Räuberdruck auf die bedrohten, aber sich wieder erholenden örtlichen Seevögel-Populationen erhöhen oder sogar Jagd auf die gefährdeten Inselfüchse machen könnten", so Newsome. Jede dieser Möglichkeiten birgt wiederum spezielle Herausforderungen. So sind Robben und Seelöwen häufig mit Umweltgiften kontaminiert, während die Populationen von Seevögeln und Füchsen selbst noch sehr instabil sind.
Newsome und seine Kollegen hatten Isotopenanalysen an Knochen- und Federmaterial von Weißkopfseeadlern durchgeführt. Sie nahmen dazu nicht nur Proben von einem Nest auf San Miguel Island, das für mehr als hundert Jahre von den Raubvögeln bewohnt wurde, bis es Mitte des 20. Jahrhunderts verlassen wurde. Auch untersuchten sie prähistorische Funde von derselben Insel aus dem späten Pleistozän - etwa 12.000 bis 40.000 Jahre alt - und zwischen 1850 und 1950 gesammeltes Material von anderen Inseln der Gegend und vom südlichen Festland Kaliforniens. Vor allem anhand der speziellen Isotopenzusammensetzung und -verhältnisse von Kohlenstoff und Stickstoff in den untersuchten Überresten konnten die Forscher Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten der Raubvögel ziehen.