Unterhaltung beim Fahren: Telefonieren lenkt mehr ab als Beifahrer

Ein Handygespräch verschlechtert die Fahrleistung ähnlich stark wie deutlicher Alkoholeinfluss
In einem Simulator prüften die Psychologen die Fahrleistung unter verschiedenen Bedingungen
In einem Simulator prüften die Psychologen die Fahrleistung unter verschiedenen Bedingungen
© Nate Medeiros-Ward, University of Utah
Salt Lake City (USA) - Autofahrer machen eindeutig mehr Fehler, wenn sie per Handy telefonieren, als wenn sie sich mit einem Beifahrer unterhalten. Das belegt eine Fahrsimulator-Studie amerikanischer Psychologen. Das Gespräch über das Telefon lenkt sie stärker ab: Sie reagieren langsamer, halten schlechter die Spur und verpassen häufiger eine vorgegebene Abfahrt berichten die Forscher im "Journal of Experimental Psychology: Applied". Die Beeinträchtigung entspricht in etwa der durch einen Blutalkoholwert von 0,8 Promille. Junge Fahrer zeigen beim Telefonieren ähnlich verlangsamte Reaktionen wie Senioren. Vermutlich verlangt das Telefonieren einen größeren Teil der Konzentration als eine direkte Unterhaltung.

"Der Unterschied zwischen einer Handy- und einer Beifahrer-Konversation ergibt sich daraus, dass der Beifahrer im Fahrzeug ist und weiß, wie die Verkehrssituation aussieht", erklärt David Strayer von der University of Utah in Salt Lake City. "Er hilft dem Fahrer, indem er ihn etwa vor Gefahren warnt oder daran erinnert, wo er abzufahren hat." Gemeinsam mit seinen Kollegen Frank Drews und Monisha Pasupathi hatte Strayer mithilfe eines Fahrsimulators das Fahrkönnen bei 41 Zweiergruppen meist junger Frauen und Männer untersucht. Die Probanden fuhren eine zehnminütige vorgeschriebene Strecke auf einem mehrspurigen Highway ab, bei der sie einen bestimmten Rastplatz anfahren sollten. Einmal fuhr der Fahrer allein, einmal unterhielt er sich mit dem Beifahrer und einmal telefonierte er. Der Beifahrer kannte die Strecke dabei ebenfalls.

Beim Telefonieren fuhren die Teilnehmer deutlich schlechter als beim direkten Gespräch, stellten die Forscher fest. Sie drifteten eher in ihrer Spur, hielten einen übergroßen Abstand zum Vordermann und verpassten viermal häufiger die vorgegebene Abfahrt. Darüber hinaus beobachteten die Psychologen, dass die Fahrer in komplexeren Fahrsituationen eine einfachere Sprache mit kürzeren Worten verwendeten. Außerdem redeten sie selbst mehr, wenn sie telefonierten - vermutlich, um die Unterhaltung unter Kontrolle zu haben und sich nicht aufs Zuhören konzentrieren zu müssen, spekulieren die Forscher.

Journal of Experimental Psychology: Applied
Quelle: "Passenger and Cell Phone Conversations in Simulated Driving", Frank A. Drews, Monisha Pasupathi, David L. Strayer; Journal of Experimental Psychology: Applied (Vol. 14, No. 4)


 

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