Ungewissheit erzeugt mehr Stress als ein klares negatives Feedback
Neurotische Personen, die am deutlichsten auf bestimmte Stresssituationen reagieren, sollten in einem Experiment die Zeitdauer schätzen, mit der ein Symbol auf einem Computerbildschirm gezeigt wurde. Sie bekamen dafür als Feedback entweder ein klares "Richtig", ein klares "Falsch" oder ein Fragezeichen. Jacob Hirsh und Michael Inzlicht von der University of Toronto beobachteten die Gehirnaktivität der Probanden während der Lösung dieser Aufgabe. Dabei achteten sie besonders auf den anterioren cingulären Cortex (ACC), eine Region, die für die Verarbeitung von Konflikten und Irrtümern zuständig ist.
Es zeigte sich, dass die Aktivität im ACC dann am stärksten war, wenn das Feedback unklar war. Unklarheit wurde offenbar als stressiger empfunden als eine negative Antwort. Dies gilt offenbar auch dann, wenn sich die anfängliche Unsicherheit in der Reaktion in ein positives Feedback wandelt. "Zumindest die Neurotiker bevorzugen also den Teufel, den sie kennen, gegenüber dem Teufel, den sie nicht kennen", sagt Jacob Hirsh.