Ultraleichtgleiter unter den Echsen
Bisher war unklar, ob die afrikanischen Baumechsen tatsächlich gleiten oder einfach nur springen. Es gab zwar anekdotische Berichte, dass sie gleiten, allerdings besitzen die Tiere keine offensichtlichen Anpassungen an diese Art der Fortbewegung. Auch wenn es nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war, filmten Bieke Vanhooydonck von der Universität Antwerpen und ihre Kollegen drei Arten von Echsen beim Hüpfen von einer zwei Meter hohen Plattform: die Sägeschwanzeidechse Holaspis guentheri, die gleitenden Geckos Ptychozoon kuhli sowie die gewöhnliche Mauereidechse Podarcis muralis. Die unfreiwilligen Filmstars vollführten ihre Stunts dabei leider nicht immer so, dass brauchbare Aufnahmen entstanden, sprangen etwa nicht parallel zu Kamera. Schließlich aber hatten die Forscher ausreichend auswertbares Material gesammelt.
Auf den ersten Blick schnitten die afrikanischen Baumechsen mit ihren Gleitkünsten nicht besser ab als die Mauereidechse. Beide Arten kamen etwa einen halben Meter weit, während die Geckos mithilfe ihrer Flughäute - auch zwischen den Zehen - Distanzen von mehr als einem Meter überwanden. Doch als die Biologen die Größe der Echsen beachteten, stellten sie fest, dass die afrikanischen Baumechsen relativ gesehen doch sehr viel weiter sprangen. Die Biologen berechneten daraufhin, wie weit die Echsen kommen müssten, wenn sie einfach nur von der Plattform herunter hüpfen würden. Es stellte sich heraus: Die Baumechsen schaffen etwa 0,2 Meter mehr als theoretisch erwartet. Sie verzögern das Absinken und landen deutlich langsamer als die Mauereidechse - kurz gesagt: Sie gleiten.
Offensichtliche körperliche Anpassungen an das Gleiten konnten die Forscher auf ihren Aufnahmen allerdings nicht entdecken. So flachen sich die Tiere etwa im Flug nicht ab. Allerdings ist ihr Gewicht im Verhältnis zu ihrer Körperoberfläche sehr gering, was ihnen einen gewissen Auftrieb verschafft - ähnlich wie bei einer Feder, die sanft zu Boden gleitet. Mithilfe von Röntgenaufnahmen stellen die Biologen dann fest, dass das Skelett der Baumeidechsen in einer Art Leichtbauweise mit einer Vielzahl an Hohlräumen konstruiert ist.