Treibhausgase: Lieber genau messen als grob schätzen

Atmosphärenforscher fordern genauere Messmethoden, um die reale CO2-Konzentration exakter zu ermitteln
Messstationen für Radionukleide könnten global Treibhausgase ermitteln
Messstationen für Radionukleide könnten global Treibhausgase ermitteln
© CTBTO
London (Großbritannien)/La Jolla (USA) - Wegen einiger Fehler und Ungenauigkeiten im Weltklimareport wachsen weltweit die Zweifel an den Prognosen der globalen Erderwärmung. Klimaskeptiker fühlen sich im Aufwind, obwohl die Summe der Beweise für eine globale Erwärmung mit gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt noch immer überzeugend sind. Wieder mehr Glaubwürdigkeit könnte die weltweite Gemeinschaft der Klimaforscher zurück gewinnen, wenn die reale CO2-Konzentration in der Atmosphäre weniger geschätzt als zuverlässig gemessen würde. Ein engmaschiges Netzwerk aus Messstationen fordern daher Euan Nisbet von der University of London und Ray Weiss von der University of California San Diego in der Zeitschrift "Science".

Bisher werden die Treibhausgas-Emissionen weitestgehend auf der Grundlage statistischer Daten abgeschätzt. "Das ist wie eine Diät, ohne sich auf die Waage zu stellen", schreiben die beiden Klimaforscher. Das Potenzial der CO2-Speicher, wie die Ozeane und die schrumpfenden Regenwälder, werden dazu genauso grob taxiert wie der Treibhausgasausstoß der Industrie, des Verkehrs oder der Landwirtschaft. Nach Aussage der Forscher könnten dabei deutliche Abweichungen zwischen Schätzung und Realität auftreten. "Atmosphärische Daten legen nahe, dass die aktuellen Emissionen von industriellen Treibhausgasen sogar größer als berichtet sein könnten", so Nisbet und Weiss.

Die derzeitige global gemittelte CO2-Konzentration von 388 Teilchen pro Million könnte lokal deutlich niedriger ausfallen wegen einsetzender Wachstumsperioden. Nisbet und Weiss fordern daher mehr Messstationen am Boden, verbunden mit regelmäßigen Messflügen, beispielsweise von ferngelenkten Drohnen. Parallel müssten diese Daten regelmäßig mit Satellitenmessungen abgeglichen werden. Allein in Westeuropa existiere bisher ein Netzwerk von Messstationen, um CO2-Flüsse auf einer 1000-Kilometer-Skala über einen Zehntages-Zeitraum zuverlässig zu bestimmen.

Die Forscher sind sich sehr wohl des großen Aufwands für eine solche Messkampagne bewusst. Doch betonen sie, dass derartige globalen Monitoring-Aufgaben schon früher gelöst werden konnten. Denn an zahlreichen Standorten weltweit werden ununterbrochen radioaktive Isotope in der Atmosphäre gemessen, um die Einhaltung des Testverbots für Nuklearwaffen überprüfen zu können. "Warum könnten nicht Treibhausgas-Messungen in diesen Stationen ergänzt werden?", fragen die Klimatologen. Ein entsprechender Ausbau erfordere nur eine geringe Investition im Vergleich zu den wirtschaftlichen Kosten einer fehlgeleiteten Regulation.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Top-Down Versus Bottum-Up", Euan Nisbet, Ray Weiss, Science, Vol. 328, S. 1241


 

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