Tödliches Affenvirus befällt auch Menschen
"Jetzt können auch Adenoviren der Liste der Krankheitserreger hinzugefügt werden, die in der Lage sind, Artengrenzen zu überwinden", sagt Charles Chiu von der University of California, San Francisco. Er und seine Kollegen entdeckten die neue Virusart "titi monkey adenovirus" (TMAdV) als Erreger einer Lungeninfektion, an der 2009 ein Drittel einer Kolonie Roter Springaffen (Callicebus cupreus) in einem kalifornischen Forschungsinstitut erkrankte. 83 Prozent der infizierten Tiere starben. Ein Wissenschaftler, der mit den Tieren gearbeitet hatte, litt vier Wochen lang an den Symptomen einer fiebrigen Atemwegsentzündung. Zwei Personen aus seiner Verwandtschaft, die selbst keinen Kontakt zu den Affen hatten, erkrankten später ebenfalls.
Übertragung von Affen auf Menschen und von Mensch zu Mensch
Alle Tests auf bekannte Erreger von Lungeninfektionen im Untersuchungsmaterial erkrankter Affen blieben negativ. Erst DNA-Analysen von Lungenabstrichen erbrachten den Nachweis von Viren, die Adenoviren ähnelten. Insgesamt betrug aber die Ähnlichkeit in der Sequenz der DNA-Bausteine nicht mehr als 56 Prozent, verglichen mit bekannten Viren dieses Typs. Durch Blutuntersuchungen ließen sich nicht nur bei dem wieder genesenen Forscher, sondern auch bei einem der beiden erkrankten Verwandten Antikörper gegen das Affen-Adenovirus nachweisen. Demnach ist der Erreger auch von Mensch zu Mensch übertragbar.
Wahrscheinlich waren in diesem Fall die Viren von den Affen auf den Menschen übergesprungen, so die Forscher. Sie halten es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Springaffen die natürlichen Wirte des Erregers sind. Da auch bei einem Rhesusaffen des Forschungsinstituts Virus-Antikörper gefunden wurden, kommen diese Tiere ebenfalls als mögliche Überträger in Frage. Untersuchungen von wild lebenden Affen in Afrika und Brasilien sollen nun Aufschluss über das natürliche Erregerreservoir liefern.