Tintenfische: Tarnung für alle Fälle
"Die Grenze zwischen Umgebungen, in denen die eine oder die andere Strategie die nützlichste ist, ist weder scharf noch festgelegt, sondern verändert sich mit Faktoren wie Tageszeit, Bewölkung und Trübung", schreiben Sarah Zylinski und Sönke Johnsen von der Duke University in Durham. "Zwischen den Strategien als Reaktion auf bestimmte Bedrohungen oder Änderungen der optischen Umstände umschalten zu können, wäre ein großer Vorteil für ein Tier, das in diesem einzigartigen Lebensraum überleben will." Die beiden Biologen hatten Kraken der Art Japetella heathi und Kalmare der Art Onychoteuthis banksii in Verhaltensexperimenten beobachtet.
In diffusem Umgebungslicht waren die Tiere transparent, was ihnen eine gute Tarnung verlieh. In diesen Lichtverhältnissen entstehen kaum Streuungseffekte, so dass sie tatsächlich beinahe unsichtbar sind. Beleuchteten die Forscher die Kopffüßer aber direkt mit Licht von Wellenlängen im blauen Bereich, wie es auch manche Räuber einsetzen, regierten die Tiere prompt: Die pigmenthaltigen Zellen in ihrer Haut, die sogenannten Chromatophoren, dehnten sich aus, was eine dunkelrote bis schwarze Färbung verlieh. Diese wäre in diffusem Licht zwar nicht optimal, doch gegen den "Suchscheinwerfer" bietet dieses Aussehen die bessere Tarnung, weil dieses direkte Licht auffällige Reflexionen an der Grenze zwischen Tier und Wasser erzeugen könnte. Über die Chromatophoren in der Haut können viele Kopffüßer sekundenschnell Farbe und Musterung wechseln. Hier haben Zylinski und Johnsen gezeigt, dass diese Fähigkeit auch eingesetzt wird, um von einer Form der Tarnung zu einer anderen, in diesem Fall etwas besseren umzuschalten.