Steigende Überlebenschancen bei Krebs
"Dass nahezu 900 000 Krebstote in 17 Jahren verhindert werden konnten, steht in krassem Gegensatz zur häufigen Behauptung, dass sich die Todesraten nicht verändert hätten", sagt John R. Seffrin, Vorsitzender der Amerikanischen Krebsgesellschaft. Im Zeitraum von 2001 bis 2007 haben sich Fälle mit fatalem Ausgang bei den Männern um jährlich 1,9 Prozent, bei den Frauen von 2002 bis 2007 um jährlich 1,5 Prozent reduziert. In den acht Jahren davor waren die Todesraten bei den Männern um jährlich 1,5 Prozent, bei den Frauen um jährlich 0,8 Prozent gesunken. Insgesamt ergibt sich daraus seit Beginn der 90er bis 2007 bei den Männern eine Reduktion von über 22 Prozent und bei den Frauen von beinahe 14 Prozent. Dennoch sei er noch lange nicht zufrieden, meint Seffrin. Ihn und seine Mitstreiter stört vor allem, dass nicht alle Segmente der Gesellschaft gleichermaßen von der positiven Entwicklung profitiert haben. So ist die Krebs-Sterbewahrscheinlichkeit bei Menschen mit niedrigem Bildungsstand gegenüber Akademikern mehr als doppelt so hoch. Würde diese Rate im positiven Sinne angeglichen, könnten alleine dadurch bei den 25 bis 64jährigen mehr als 60 000 (37 Prozent) frühzeitige Sterbefälle verhindert werden. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe seines Lebens überhaupt an Krebs zu erkranken, ist bei Männern mit 44 Prozent höher als bei Frauen (38 Prozent). Schaut man sich die häufigsten Krebsarten bei Männern an, stehen Prostata, Atemwegs- und Darmkrebs in dieser Reihenfolge an den ersten Stellen. Sie verursachen über 50 Prozent der neu diagnostizierten Fälle. Ähnlich sieht es bei den Frauen aus. Einziger Unterschied: Statt Prostatakrebs stehen hier - geschlechtsspezifisch - bösartige Tumoren der Brust ganz vorn. Lungenkrebs verursacht ein Viertel aller Krebs-Todesfälle bei Frauen. Dass Prävention durchaus sinnvoll ist, zeigt der rapide Rückgang von Darmkrebs. Dies sieht Seffrin in der stark gewachsenen Anzahl von Vorsorgeuntersuchungen begründet. Schon vor einigen Jahren hatten Forscher der University of Arkansas in Little Rock herausgefunden, dass Schulbildung im Zusammenhang mit der Sterblichkeit steht: Menschen mit niedrigem Ausbildungsniveau haben oft schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung. Außerdem sind sie im gesundheitlichen Bereich weniger gut informiert und nehmen weniger häufig an Vorsorgemaßnahmen teil. Neben Berufen mit höheren Gesundheitsgefahren setzen sie sich selbst auch größeren Risiken aus. In der aktuellen Studie liegt die Todesrate durch Lungenkrebs bei der Gruppe mit niedrigem Bildungsstand fünfmal höher als bei Hochschulabsolventen. Das spiegelt sich auch im Verhalten wider: Während rund ein Drittel der Männer mit geringer formaler Bildung raucht, ist es in der Gruppe mit Uni-Abschluss nur jeder Zwanzigste.