Stammzellen in alten Herzen
"Da gibt es also Herzstammzellen, die schon dafür programmiert sind, Herzmuskelzellen zu ersetzen", sagt Piero Anversa vom Center for Regenerative Medicine der Harvard Medical School in Boston, der Leiter des Forschungsteams. Diese Stammzellen seien deshalb für eine Zelltherapie viel geeigneter als adulte Stammzellen aus anderen Geweben. Bei zwölf Frauen und neun Männern mit erkrankten Herzkranzgefäßen entnahmen die Forscher Gewebeproben aus dem Herzmuskel. Die Patienten waren im Schnitt 65 Jahre alt, elf von ihnen litten an Diabetes. In allen Fällen gelang es, Stammzellen nachzuweisen und in Laborkulturen zu vermehren.
Aus den Herzen der Frauen ließen sich 20 Prozent mehr Stammzellen anzüchten als aus den Gewebeproben der Männer. Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern könnte mit dafür verantwortlich sein, dass Frauen länger leben und seltener herzkrank werden, vermutet Domenico D'Amario, ein Mitglied der Forschergruppe. Die Diabeteserkrankung oder ein Altersunterschied hatte dagegen keinen Einfluss auf die Zellausbeute. Die angezüchteten Stammzellen besaßen auf ihrer Oberfläche Rezeptoren für einen Wachstumsfaktor (IGF), dessen Aktivierung die Zellvermehrung beschleunigt. Das würde helfen, große Mengen an Herzmuskelzellen für therapeutische Zwecke zu erzeugen. Solche körpereigenen Zellen könnten dem Patienten - ohne Abstoßungsreaktionen auszulösen - übertragen werden, um erkranktes Herzgewebe zu ersetzen. Zunächst aber müssen größere Studien die neuen Befunde bestätigen.
Druckversion (23. November 2010): Circulation, Vol. 122: A18314