Stammzellen in alten Herzen

Selbst alte, herzkranke Menschen besitzen noch überraschend viele Stammzellen im Herzen, die für eine Regeneration von Herzgewebe genutzt werden könnten
Chicago (USA) - Mit zunehmendem Alter nimmt das Reservoir an Stammzellen in den verschiedenen Geweben ab und das Regenerationspotenzial sinkt. Umso erstaunter waren amerikanische Mediziner, als sie im Herzmuskel aller daraufhin untersuchten älteren herzkranken Menschen vermehrungsfähige Stammzellen fanden. Die generell hohe Ausbeute an adulten Herzstammzellen war bei Frauen noch deutlich höher als bei Männern, sagten die Forscher auf einer Tagung der American Heart Association in Chicago. Die Ergebnisse zeigen, dass auch alte und kranke Herzen noch genügend Stammzellen beherbergen, die therapeutisch genutzt werden könnten, um neues Herzgewebe zu erzeugen.

"Da gibt es also Herzstammzellen, die schon dafür programmiert sind, Herzmuskelzellen zu ersetzen", sagt Piero Anversa vom Center for Regenerative Medicine der Harvard Medical School in Boston, der Leiter des Forschungsteams. Diese Stammzellen seien deshalb für eine Zelltherapie viel geeigneter als adulte Stammzellen aus anderen Geweben. Bei zwölf Frauen und neun Männern mit erkrankten Herzkranzgefäßen entnahmen die Forscher Gewebeproben aus dem Herzmuskel. Die Patienten waren im Schnitt 65 Jahre alt, elf von ihnen litten an Diabetes. In allen Fällen gelang es, Stammzellen nachzuweisen und in Laborkulturen zu vermehren.

Aus den Herzen der Frauen ließen sich 20 Prozent mehr Stammzellen anzüchten als aus den Gewebeproben der Männer. Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern könnte mit dafür verantwortlich sein, dass Frauen länger leben und seltener herzkrank werden, vermutet Domenico D'Amario, ein Mitglied der Forschergruppe. Die Diabeteserkrankung oder ein Altersunterschied hatte dagegen keinen Einfluss auf die Zellausbeute. Die angezüchteten Stammzellen besaßen auf ihrer Oberfläche Rezeptoren für einen Wachstumsfaktor (IGF), dessen Aktivierung die Zellvermehrung beschleunigt. Das würde helfen, große Mengen an Herzmuskelzellen für therapeutische Zwecke zu erzeugen. Solche körpereigenen Zellen könnten dem Patienten - ohne Abstoßungsreaktionen auszulösen - übertragen werden, um erkranktes Herzgewebe zu ersetzen. Zunächst aber müssen größere Studien die neuen Befunde bestätigen.

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Quelle: "Aging, Diabetes and Ischemic Cardiomyopathy Do Not Deplete the Pool of Cardiac Stem Cells in the Human Heart", Domenico D'Amario et al.; Beitrag zu den American Heart Association's Scientific Sessions 2010 in Chicago
Druckversion (23. November 2010): Circulation, Vol. 122: A18314


 

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