Sprache beeinflusst Empfindungen gegenüber anderen Menschen

Die Sprache, die wir sprechen, beeinflusst unsere Einstellung zu anderen Menschen und Kulturen
Boston (USA) - Unbewusste Einstellungen gegenüber anderen Kulturen und Menschen können unser Verhalten diesen gegenüber steuern oder zumindest beeinflussen. Diese nicht bewusste Geisteshaltung kann durch verschiedene Faktoren - etwa das Klima in dem betreffenden Land, die Popkultur oder die Literatur - geprägt werden. Zu diesen Faktoren gehört aber auch die Sprache, wie Harvard-Forscher jetzt im "Journal of Experimental Social Psychology" festgestellt haben. Zweisprachige Menschen, die Namen und Wörter guten und schlechten Assoziationen zuordnen sollten, zeigten unterschiedliche Ergebnisse, je nachdem, ob die Wörter selbst in der einen oder anderen Sprache dargeboten wurden.

"Können wir etwas so Fundamentales wie Vorlieben und Abneigungen ändern durch die Sprache, in der diese Präferenzen abgefragt werden?", fragt Mahzarin R. Banaji, eine der Autoren der Studie. "Wenn die Antwort 'ja' ist, dann deutet dies darauf hin, dass Sprache eine wichtige Gestalterin von Einstellungen ist." Banaji und ihre Kollegen hatten in Marokko Assoziationstests mit zweisprachig französisch-arabischen Versuchspersonen und in den USA ebensolche Tests mit zweisprachig englisch-spanischen Probanden durchgeführt. Die Assoziationstests funktionierten folgendermaßen: Eine Versuchsperson sah beispielsweise marokkanische Namen wie "Hassan" oder "Fatimah" und französische Namen wie "Jean" oder "Marie". Dazu kamen Wörter für positive Dinge wie "Glück" oder "nett" und negative wie "Hass" oder "jämmerlich". In einer Experimentrunde, die auf Arabisch stattfand, lagen die marokkanischen Namen mit den positiven Wörtern gemeinsam auf einer Taste, die zu drücken war. Negatives war auf einer Taste für französische Namen und genannte Dinge zusammengelegt. In der nächsten Runde wurde das Experiment auf Französisch durchgeführt und die französischen Namen und die positiven Wörter waren auf einer Taste, während die marokkanischen Namen zusammen mit negativen Wörtern auf einer Taste lagen. Die Darbietung der Namen und Wörter für Dinge lief so schnell, dass man nicht bewusst überlegen konnte, was man anklicken sollte. Es ging also nach dem ersten Gefühl.

Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen immer jene Kultur bevorzugten, in deren Sprache sie den Test absolvierten. "Es ist ziemlich schockierend zu sehen, dass eine Person den gleichen Test nach nur kurzer Zeit in einer zweiten Sprache noch einmal machte und sich gleich solche gravierenden Unterschiede zeigten", sagt Oludamini Ogunnaike von der Harvard University. "Es ist, als ob Sie einen Freund auf Englisch fragen, ob er Eiskrem mag. Und wenn Sie ihn das Gleiche auf Französisch fragen, bekommen Sie eine ganz andere Antwort."

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Quelle: "The language of implicit preferences", Oludamini Ogunnaike, Yarrow Dunham, Mahzarin R. Banaji; Journal of Experimental Social Psychology, 2010; 46 (6): 999 DOI: 10.1016/j.jesp.2010.07.006


 

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