Speedy Gonzales unter Echsen

Warum manch einer abhebt und auf den Hinterbeinen rennt
Crawley (Australien) - Dass manche Echsen auf ihren Hinterbeinen durch die Gegend flitzen statt auf allen Vieren, ist in erster Linie schlicht ein physikalischer Glücksfall. Durch starke Beschleunigung wird ihr Oberkörper nach oben getragen - sie machen sozusagen einen "Wheelie", wie Motorradfahrer auf dem Hinterrad. Das haben australische Biologen herausgefunden, die den Laufstil einer Reihe von Echsen genau unter die Lupe genommen hatten. In welcher Weise die Tiere davon profitieren, konnten die Forscher bislang jedoch noch nicht klären. Ihre Untersuchungen schildern sie im "Journal of Experimental Biology".

"Manche Echsen haben die Konsequenzen gezogen und entschieden, sich auf zwei Beinen fortzubewegen, weil es ihnen irgendeinen Vorteil gibt", erklärt Christofer Clemente von der University of Western Australia in Crawley. "Allerdings haben wir keine Ahnung, was dieser Vorteil ist." Bei Primaten und Vögeln liegt der Gewinn auf der Hand - sie nutzen ihre Vordergliedmaßen zum Greifen oder zum Fliegen. Doch warum viele Echsen sich auf die Hinterbeine erheben, war bisher nicht geklärt, so dass Clemente und seine Kollegen dies genauer untersuchten. Sie sammelten 16 unterschiedliche Echsenarten in der australischen Wildnis, filmten die Reptilien beim Rennen auf einem Laufband und analysierten die Bewegungsabläufe der Tiere.

Je nach Art verbringen Echsen beim Laufen zwischen 5 und 95 Prozent auf den Hinterbeinen, beobachteten die Biologen. Im Laufe der Evolution kann sich dieses Verhalten kaum entwickelt haben, schließen die Forscher, da sie keinen Zusammenhang zwischen der Verwandtschaft der Arten und zweibeinigen Laufgewohnheiten fanden. Das Rennen auf den Hinterbeinen spart auch weder Energie, noch ist es schneller als die vierbeinige Fortbewegung, ergaben ihre Analysen. Die Biologen entdeckten jedoch, warum die Tiere in den zweibeinigen Gang wechseln. Es hängt vor allem von ihrer Beschleunigung ab: Ähnlich wie bei einem Motorrad-Wheelie durch starke Beschleunigung das Vorderrad abhebt, tragen die Beschleunigungskräfte beim Rennen den Rumpf der Echsen nach oben, so dass sie dann allein auf den Hinterfüßen laufen. Und wenn sie schon mal in dieser Position sind, haben es sich manche Arten offenbar zur Gewohnheit gemacht, zweibeinig weiter zu flitzen. Welchen Vorteil ihnen das konkret bringt, bleibt bislang allerdings noch ein Rätsel.

The Company of Biologists
Quelle: "Why go bipedal? Locomotion and morphology in Australian agamid lizards". Clemente, C. J. et al.; Journal of Experimental Biology (Issue 13, S. 2058)


 

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