Smartphone wird zum Stress-Tester
„In Handys integrierte Mikrofone bieten eine Möglichkeit, das Stressniveau während des Alltags ununterbrochen und ohne invasive Methoden zu messen“, sagt Hong Lu vom Intel-Forschungszentrum in Santa Clara. Zusammen mit Wissenschaftlern von Universitäten in der Schweiz und den USA programmierten sie die Android-App „StressSense“. Einmal auf dem Smartphone installiert kann das Programm entweder den ganzen Tag oder nur bei Telefonaten die Sprechweise des Nutzers auf Stressmerkmale analysieren.
Da jeder Mensch anders spricht, muss das Programm zuvor mit einem über drei Minuten stressfrei vorgelesen Text geeicht werden. Danach kann es typische Stressanzeichen aus der Sprechweise leichter herausfiltern. Mit 14 Testpersonen, die beispielsweise zu einem fingierten Vorstellungsgespräch eingeladen wurden, überprüften Lu und Kollegen die Zuverlässigkeit ihres Programms. Alle Probanden wurden während der Gespräche mit einem Hautsensor ausgestattet, um über minimale Schweißentwicklung eine zuverlässigen Vergleichsdaten für übermäßige Anspannung zu erhalten. Bei Gesprächen ohne viel Störgeräusche in geschlossenen Räumen lag die Treffsicherheit bei 81 Prozent, unter freiem Himmel immerhin noch bei 76 Prozent.
„Unser System braucht für seine Analysen keinen Backend-Server, keine Sprachdaten werden gespeichert oder übermittelt“, sagt Lu hinsichtlich möglicher Abhörängste. Ihr Programm soll dem Nutzer in Echtzeit nur ein Maß für das persönliche Wohlbefinden liefern. Nach abschließenden Tests plant das Team, ihre App auch kostenfrei für Smartphone-Nutzer zur Verfügung zu stellen. Und in Zukunft könnte der Stress-Tester auch mit den Ortsinformationen des eingebauten GPS-Empfängers gekoppelt werden, um dem Nutzer eine möglichst umfassende „Stress-Map“ seines Alltags zu liefern.
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