Seitensprünge unter Vögeln

Väter vererben den Hang zum Fremdgehen an ihre Töchter
Seewiesen - Fremdgehen liegt unter anderem in den Genen - zumindest bei Zebrafinken. Bei den eigentlich monogam lebenden Vögeln vererben die Männchen ihre Neigung zur Untreue an ihre weiblichen Nachkommen. Das haben deutsche Biologen bei in Gefangenschaft lebenden Tieren beobachtet. Ihre Forschung legt nahe, dass Fremdgehen zumindest eine erbliche Komponente besitzt, berichten sie im Fachblatt "PNAS" (doi/10.1073/pnas.1103195108).

"Wir zeigen, dass die individuellen Unterschiede des Fremdgehverhaltes beim sozial monogamen Zebrafinken eine vererbbare Komponente besitzen", schreiben Wolfgang Forstmeier vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen und seine Kollegen. Obwohl sie dies bei Vögeln in Gefangenschaft festgestellt hatten, halten sie es für wahrscheinlich, dass die Gene sich auch in freier Wildbahn auf das Paarungsverhalten auswirken. Die Biologen beobachteten insgesamt 1.554 Zebrafinken aus fünf aufeinanderfolgenden Generationen und analysierten mit Hilfe von Videoaufnahmen das Verhalten der Vögel. In inszenierten Begegnungen ließen sie männliche und weibliche Singles aufeinandertreffen, erfassten aber auch, wie sich in festen Paaren lebende Vögel in einer großen Voliere verhielten. Diese Beobachtungen stützten sie zudem durch genetische Analysen.

Ihr Ergebnis: Väter, die sich mit mehreren Partnerinnen paarten, zeugten häufiger Töchter, die Seitensprüngen ebenfalls nicht abgeneigt waren. Fremdgehen ist von vielen Spezies bekannt. Allerdings lagen die daraus resultierenden Vorteile bisher in erster Linie für Männchen auf der Hand. Diese können so mehr Nachkommen zeugen als allein in einer festen Partnerschaft. Weibchen hingegen müssen durch dieses Verhalten mitunter sogar schwerwiegende Nachteile befürchten, etwa den Verlust der Partnerschaft oder sexuell übertragene Krankheiten. Umso interessanter ist daher der Befund, dass Untreue genetische Grundlagen haben könnte. Dass diese Bereitschaft zum Fremdgehen eindeutig vom männlichen ans weibliche Geschlecht weitergegeben wird, wirft ein völlig neues Licht auf das Seitensprungverhalten der Weibchen - es könnte auch ohne einen unmittelbaren Nutzen existieren, schlicht weil die männlichen Vorfahren die entsprechenden Erbanlagen weitergeben.

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Quelle: "Female extra-pair mating behavior can evolve via indirect selection on males", Wolfgang Forstmeier et al.; PNAS (doi/10.1073/pnas.1103195108)


 

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