Schnelle Hilfe bei Verbrennungen: Hautersatz aus embryonalen Stammzellen

Aus menschlichen embryonalen Stammzellen lassen sich Hautzellen erzeugen, die zu einer Oberhaut zusammenwachsen und Verbrennungspatienten vor Infektionen schützen könnten
Evry (Frankreich) - Nach schweren Verbrennungen kann eine schnell verfügbare Ersatzhaut zur Abdeckung der Wunden lebensrettend sein. Es dauert aber drei Wochen, bis genügend patienteneigene Hautzellen in Laborkulturen vermehrt und dann verpflanzt werden können. Jetzt haben französische Forscher aus menschlichen embryonalen Stammzellen Hautzellen angezüchtet, die im Tierversuch nach Transplantation eine mehrschichtige Oberhaut bildeten. Da den Zellen bestimmte Oberflächenmerkmale fehlen, wäre das Risiko von Abstoßungsreaktionen beim klinischen Einsatz gering. Die Zellen können in großen Mengen tiefgekühlt aufbewahrt werden und wären im Notfall schnell einsatzbereit, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "The Lancet".

"Ein aus menschlichen embryonalen Stammzellen erzeugter vorübergehender Hautersatz könnte von klinischer Bedeutung sein für die Behandlung von Verbrennungspatienten, die auf eine Transplantation eigener Hautzellen warten", erklären Christine Baldeschi und ihre Kollegen vom Institute for Stem Cell Therapy and Exploration of Monogenic Diseases in Evry. Durch Einsatz einer veränderten Nährlösung ist es den Forschern gelungen, die Stammzellen nach 40 Tagen in Zellen der Oberhaut, so genannte Keratinozyten, umzuwandeln. Verteilt auf einer künstlichen Oberfläche, entwickelten sie sich zu der für die menschliche Haut typischen mehrschichtigen Struktur. Wurden die Zellen auf Hautwunden von immundefekten Mäusen übertragen, bildeten sie über einen Zeitraum von zwölf Wochen eine Haut, ohne dass dabei Tumoren entstanden. Den Hautzellen fehlten die MHC-Proteine, die dafür verantwortlich sind, dass transplantiertes Gewebe als fremd erkannt und abgestoßen wird. Bisher ist man zur Abdeckung großer Verbrennungsflächen auf Hautmaterial von Verstorbenen oder auf synthetische Ersatzmaterialien angewiesen.

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Quelle: "Human embryonic stem-cell derivatives for full reconstruction of the pluristratified epidermis: a preclinical study", Hind Guenou et al.; Lancet, Vol. 374, p. 1745


 

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