Schluckimpfung gegen die Pest

Forscher testen Lebendimpfstoff an Mäusen
"Die Pest"
© Gemälde von Arnold Böcklin (1898)
Paris (Frankreich) - Der Erreger der Pest, das Bakterium Yersinia pestis, wird durch Flöhe von infizierten Nagetieren auf den Menschen übertragen. Antibiotika können die Bakterien bei rechtzeitiger Behandlung abtöten. Eine Impfung allerdings gibt es noch nicht. Doch jetzt haben französische Forscher ein dem Pesterreger eng verwandtes Bakterium - eine andere Yersinienart - erfolgreich als Lebendimpfstoff bei Mäusen eingesetzt. Zweimal oral verabreicht, aktivierte die Impfung das Immunsystem so, dass fast 90 Prozent der Tiere die Infektion abwehren konnten. Das sei ein erster viel versprechender Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Pest, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Infection and Immunity".

Yersinia pseudotuberculosis ist ein enger und wesentlich harmloserer Verwandter des Pestbakteriums. Das Erbgut beider Yersinienarten stimmt zu 95 Prozent überein. Christian Demeure vom Institut Pasteur in Paris und seine Kollegen wählten unter 41 Stämmen von Y. pseudotuberculosis eine Variante aus, die aufgrund ihrer genetischen Ausstattung das geringste Krankheitspotential besaß. Die Bakterien dieses Stammes überlebten zwei Monate lang im Darm von Mäusen, ohne eine Erkrankung zu verursachen. Allerdings löste der Kontakt mit den Mikroben die Produktion von Antikörpern aus, die auch gegen den Pesterreger gerichtet waren. Eine einmalige orale Aufnahme der Bakterien als Lebendimpfstoff schützte 75 Prozent der Mäuse vor einer Infektion mit unter die Haut injizierten Pestbakterien. Nach zweimaliger Schluckimpfung verbesserte sich der Schutz auf 88 Prozent. Die abgeschwächten Y. pseudotuberculosis-Bakterien seien einfach und preiswert herzustellen, so die Forscher, und könnten sich als sicherer Impfstoff gegen die Beulenpest erweisen.

Auch heute noch kommt es in verschiedenen Teilen der Welt immer wieder zu Pestinfektionen. Tierische Erregerreservoire gibt es nicht nur in Madagaskar, Asien, Afrika und Südamerika, sondern auch in entlegenen Waldgebieten der USA.

Infection and Immunity
Quelle: "Oral vaccination against bubonic plague using a live avirulent Yersinia pseudotuberculosis strain", Thierry Blisnick et al., Infection and Immunity, Vol. 76, p. 3808, doi:10.1128/IAI.00034-08


 

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