Raucher mit Weitblick geben ihr Laster eher auf

Wer generell weiter in der Zukunft liegende, zu erwartende Ereignisse bei Entscheidungen einkalkuliert, kommt häufiger von der Sucht los
Von der Zigarette kommt eher los, wer längerfristig in die Zukunft schaut.
Von der Zigarette kommt eher los, wer längerfristig in die Zukunft schaut.
© J. O. Löfken
Newcastle upon Tyne (Großbritannien) - Raucher mit Zukunftsperspektive lassen mit höherer Wahrscheinlichkeit vom Glimmstängel ab: Wer grundsätzlich mit langfristigen Plänen in seine Zukunft blickt, hat offenbar eine bessere Motivation, von der Nikotinsucht loszukommen. Diese Annahme bestätigen zwei britische Forscherinnen mit einer Analyse von Daten aus einer australischen Langzeiterhebung. Ihr Ergebnis, das sie im Fachblatt „Addiction” präsentieren, könnte einen weiteren Ansatzpunkt liefern, um Rauchern das Aufgeben ihrer Sucht zu erleichtern.

„Es könnte nützlich sein, Raucher beim Aufhören zu unterstützen, indem man ihnen hilft, ein bisschen mehr über ihre Zukunft nachzudenken“, sagt Jean Adams von der Newcastle University. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Heather Brown hatte Adams die Angaben von insgesamt 1817 Teilnehmern an der australischen Erhebung „Household Income and Labour Dynamics of Australia (HILDA)” analysiert. Die Probanden waren zwischen 15 und 64 Jahre alt und hatten im Zeitraum von 2001 bis 2008 auf mindestens vier Anfragen zur Datensammlung reagiert.

Dazu machten sie auch Angaben zu ihrem Rauchverhalten und ob sie versuchten aufzuhören. Anhand von Aussagen dazu, wie weit sie finanziell in die Zukunft planen, erfassten die Forscherinnen zudem die Zeitpräferenz der Teilnehmer. Die sogenannte Zeitpräferenz beschreibt, in welchem Ausmaß zukünftig zu erwartende Ereignisse Verhalten und Entscheidungen in der Gegenwart beeinflussen. Schließlich verglichen Brown und Adams, wer von den im Jahr 2001 noch zu den Rauchern gehörenden Probanden bis 2008 das Rauchen aufgegeben hatte. Dabei bezogen sie auch andere mögliche Einflussfaktoren ein.

Sie stellten fest: Wer bei Entscheidungen für die Gegenwart mit höherer Wahrscheinlichkeit Zukünftiges bedenkt, hatte eine höhere Wahrscheinlichkeit, das Rauchen aufzugeben. So hatten von denjenigen, die mit dem Rauchen aufgehört hatten, 76 Prozent eine längerfristige Zeitpräferenz – waren also eher Planer mit Weitblick. Im Vergleich dazu waren unter denen, die weiterhin rauchten, nur 66 Prozent vorausschauender. Die Ergebnisse ergänzen Erkenntnisse aus anderen Studien, nach denen zum Beispiel Kokainabhängige eher mit der Droge abschließen, wenn sie die Zukunft einkalkulieren. Ebenso achten Patienten, die erstmals mit der Diagnose Diabetes konfrontiert werden, eher auf ihre Ernährung und körperliche Fitness, wenn sie die Zukunft im Blick haben.

Rauchen gilt als eine der häufigsten vermeidbaren Todesursachen; schätzungsweise mehr als 5 Millionen Todesfälle jährlich sind auf die Auswirkungen von Tabakkonsum zurückzuführen. Eine nicht unwesentliche Rolle dabei, Raucher zu motivieren, von der Sucht loszukommen, könnte auch die Zigarettenpackung spielen: Eine aktuelle Studie mit brasilianischen Raucherinnen hat erneut bestätigt, dass es Zigaretten weniger anziehend macht, wenn die Verpackung schlicht und unverschnörkelt ist und nur minimale Informationen oder sogar nur den Markennamen preisgibt.

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