Quantencomputer: Qubits elektrisch auslesen

Karlsruher Physiker schaffen wichtige Schnittstelle zwischen Spins, Quantenbits und Elektronik
Mittels Goldelektroden kontaktiertes Molekül mit einem Terbiumion in der Mitte: Elektronen (rot) hüpfen auf das Molekül und lesen Elektronenspin (orange) und Kernspin (grün) des Terbiums aus.
Mittels Goldelektroden kontaktiertes Molekül mit einem Terbiumion in der Mitte: Elektronen (rot) hüpfen auf das Molekül und lesen Elektronenspin (orange) und Kernspin (grün) des Terbiums aus.
© C. Grupe, KIT
Karlsruhe/Grenoble (Frankreich) - Quantenbits, die kleinsten Recheneinheiten zukünftiger, hoch leistunsfähiger Quantencomputer, sind sehr empfindliche Konstrukte. Um ihren Zustand möglichst störungsfrei auslesen zu können, waren bisher komplexe Wechselwirkungen beispielsweise mit Lichtteilchen nötig. Viel einfacher klappte dieses Auslesen nun erstmals mit Elektroden, die deutsche und französische Wissenschaftler entwickelt haben. Wie sie in der Zeitschrift „Nature“ berichten, könnte ihre Studie der Entwicklung von extrem leistungsfähigen Quantencomputern und sogenannten spintronischen Modulen neue Impulse geben.

„Wir müssen den quantenmechanischen Zustand einerseits stabil und abgeschirmt halten, aber andererseits irgendwann die Information kontrolliert auslesen, um sie nutzen zu können“, sagt Mario Ruben vom Karlsruher Institut für Technologie. Zusammen mit Forschern aus Grenoble und Straßburg gelang ihm genau dieses Kunststück mit magnetischen Molekülkomplexen. So umhüllten die Forscher ein einzelnes Metallion aus Terbium mit abschirmenden organischen Phthalocyanin-Molekülen aus etwa 100 Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wasserstoffatomen. An diese Hülle kontaktieren sie drei winzige Nanoelektroden aus Gold.

Für die wichtige Messung des Spins des Terbiumatoms setzten sie das gesamte Ensemble zuerst einem sich ändernden Magnetfeld aus. Lag nun an der mittleren der drei Elektroden eine elektrische Spannung an, konnte über eine Strommessung an den anderen beiden Elektroden der Spin des Metallions gemessen werden. Dieser war über einen Zeitraum von bis zu 20 Sekunden stabil, was für quantenmechanische Prozesse eine Ewigkeit bedeutet.

„Diese Ergebnisse werden der Spintronik und dem Quantencomputing neue Impulse geben“, sagt Ruben. Denn auf der Grundlage seiner Ergebnisse könnten nun die Zustände von ersten rudimentären Quantencomputern, deren Quantenbits aus Metallionen bestehen, sehr viel eleganter bestimmt werden als bisher.

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