Prostatakrebs: 6-monatige Anti-Hormontherapie ist effektiv

In Kombination mit einer Bestrahlungstherapie hemmt ein 6-monatiger Entzug der Sexualhormone die Krebsausbreitung und senkt die Sterberate
Newcastle (Australien)/Otago (Neuseeland) - Prostatakarzinome in fortgeschrittenem Stadium können durch eine Kombination von Bestrahlung und Anti-Hormontherapie behandelt werden. Der Entzug der Sexualhormone hemmt das Tumorwachstum, ist allerdings auch mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden. Die Ergebnisse einer australisch-neuseeländischen Langzeitstudie zeigen jetzt, dass eine auf sechs Monate begrenzte Anti-Hormontherapie die Krebssterberate im Zeitraum von zehn Jahren halbiert. Dagegen erwies sich eine Therapiedauer von nur drei Monaten als kaum wirksam, schreiben die Mediziner online im Fachblatt "Lancet Oncology".

"Die Studie zeigt, dass ein großer Teil der Männer mit lokalisiert fortgeschrittenem Prostatakrebs durch eine 6-monatige Androgendeprivation und einer schwach dosierten Bestrahlung bei nur wenigen Spätfolgen erfolgreich behandelt werden kann", erklären James Denham von der University of Newcastle und David Lamb von der University of Otago in Wellington, die Leiter des Forschungsteams. Die Ärzte werteten Daten von 802 Männern aus, deren Prostatakarzinom durch eine Bestrahlungstherapie behandelt wurde. Ein Teil der Probanden erhielt zusätzlich eine Anti-Hormontherapie mit den Medikamenten Goserelin (Handelsname: Zoladex) und Flutamid. Diese begann entweder zwei Monate vor der Bestrahlung und wurde dann noch einen Monat fortgesetzt. Oder sie begann fünf Monate vor der Bestrahlung und dauerte danach noch einen weiteren Monat an.

Im Vergleich zur Gruppe der nur bestrahlten Patienten halbierte sich bei den sechs Monate lang zusätzlich mit den Medikamenten Behandelten die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf von zehn Jahren an Prostatakrebs zu sterben, von 22 auf 11 Prozent. Die Sterberate insgesamt sank um ein Drittel von 43 auf 29 Prozent und die Ausbreitung des Krebses verlangsamte sich. Eine nur 3-monatige Anti-Hormontherapie hatte langfristig keinen positiven Effekt auf das Krebswachstum und die Sterberaten. Ein 6-monatiger Hormonentzug in Kombination mit einer Bestrahlung hingegen sei eine effektive Behandlung - insbesondere für Patienten ohne Metastasen und Stoffwechselerkrankungen, so die Autoren.

Die Wirksamkeit der Anti-Hormontherapie beruht darauf, dass Sexualhormone das Wachstum von Prostatatumoren fördern. Die therapeutische Maßnahme, auch als "chemische Kastration" bezeichnet, löst bei längerer Dauer aber schwere Nebenwirkungen aus, unter anderem Erektionsstörungen, Hitzewallungen, Osteoporose und erhöhte Cholesterin-Blutwerte. Bisher gibt es keinen Konsens über die optimale Dauer des Hormonentzugs. Meist erfolgt er für 3-8 Monate.

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Quelle: "Short-term neoadjuvant androgen deprivation and radiotherapy for locally advanced prostate cancer: 10-year data from the TROG 96.01 randomised trial", James W Denham et al.; Lancet Oncology, online-Publikation, DOI:10.1016/S1470-2045(11)70063-8
http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(11)70063-8/abstract


 

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