Probiotische Drinks gegen Heuschnupfen?
"Dies war eine Pilotstudie mit einer kleinen Anzahl von Patienten, doch wir waren fasziniert, dass wir tatsächlich eine Reaktion entdeckt haben", sagt Claudio Nicoletti vom Institute of Food Research in Norwich, der Leiter der Studie. "Die probiotischen [Bakterien] reduzierten eindeutig die Produktion von Molekülen, die mit Allergien in Verbindung gebracht werden." 20 Freiwillige mit saisonal bedingtem Heuschnupfen hatten über einen Zeitraum von fünf Monaten täglich entweder einen probiotischen Milchdrink oder einen Milchdrink ohne die gesundheitsfördernden Bakterienkulturen zu sich genommen. Weder die Forscher noch die Teilnehmer wussten dabei, wer tatsächlich einen Drink mit L. casei bekam und wer nur einen Placebodrink. Anhand von Blutproben bestimmten die Wissenschaftler vor, während und vier Wochen nach der Pollensaison die Reaktionen des Immunsystems der Probanden.
In der Pollenflugsaison hatten diejenigen Teilnehmer, die tatsächlich L. casei mit ihrem täglichen Milchdrink konsumiert hatten, im Vergleich zur Placebogruppe deutlich geringere Mengen IgE im Blut. Diese Antikörper werden in großen Mengen produziert, wenn das Immunsystem Pollen fälschlicherweise für schädliche Eindringlinge hält und ihnen den Kampf ansagt. IgE wiederum kurbelt die Produktion so genannter Histamine zur Bekämpfung des scheinbaren Feindes an, was die typischen Symptome wie laufende Nase und juckende, tränende Augen hervorruft. Gleichzeitig war die Menge des Antikörpers IgG höher, dem im Gegensatz zu IgE eine schützende Wirkung gegen allergische Reaktionen zugesprochen wird. Vor der Pollensaison waren dagegen keine derartigen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festzustellen.
"Die probiotische Kultur, die wir getestet haben, veränderte die Art und Weise, auf die die Immunzellen des Körpers auf Pollen reagierten, und stellte eine ausgeglichenere Immunantwort her", erklärt Nicolettis Kollege Kamal Ivory. Weil sie mit ihrer Studie keine klinischen Symptome untersucht haben, können Nicoletti, Ivory und ihre Kollegen noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die beobachteten Veränderungen auch tatsächlich das Ausmaß der Beschwerden mindern. Die Wissenschaftler planen daher in naher Zukunft eine ähnliche Studie. Mit dieser wollen sie herausfinden, ob dies der Fall ist und welche Mechanismen in die beobachtete Wirkung der probiotischen Milchdrinks involviert sind.