Pillen aus Kot gegen Darmentzündung

„Unsere Pilotstudie liefert vorläufige Daten, die die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Behandlungsstrategie bestätigen“, sagt Elizabeth Hohmann vom Massachusetts General Hospital in Boston, die Leiterin der Arbeitsgruppe. Die Forscher testeten ihre Therapie an 20 Patienten im Alter zwischen 11 und 89 Jahren. Die Probanden litten trotz antibiotischer Standardbehandlung unter wiederkehrenden Cl. difficile-Infektionen mit mindestens drei Durchfällen pro Tag. Als Kotspender dienten gesunde Erwachsene, die keine Medikamente einnahmen und aufgrund von Stuhl- und Blutanalysen keine Anzeichen einer Infektion zeigten. Frische, homogenisierte Stuhlproben wurden nach Abtrennung grober Bestandteile zehnfach konzentriert und mit Glyzerin versetzt. Dieses Material füllten die Forscher in Portionen zu je ein bis zwei Gramm in Kapseln ab, die eine Passage durch den säurehaltigen Magen unbeschadet überstehen. Die Präparate wurden bei –80 Grad Celsius gelagert.
Für die Behandlung nahm jeder Patient an zwei aufeinander folgenden Tagen jeweils 15 Kapseln ein, was einer Menge von insgesamt 48 Gramm fäkaler Ausgangssubstanz entsprach. In mehreren Befragungen gaben die Probanden während der folgenden acht Wochen Auskunft über ihre Darmbeschwerden und ihr Allgemeinbefinden. Bei 14 Patienten traten nach durchschnittlich vier Tagen keine Durchfälle mehr auf und die Besserung hielt mindestens acht Wochen an. Die übrigen sechs Patienten – die von Anfang an einen schlechteren Gesundheitszustand aufwiesen – wurden ein zweites Mal auf dieselbe Weise behandelt, was bei vier Personen erfolgreich war. Insgesamt hatte damit die Therapie in 90 Prozent der Fälle Erfolg. Erkennbare Nebenwirkungen gab es nicht. Das selbstbeurteilte Allgemeinbefinden hatte sich innerhalb von acht Wochen vom Wert 5 auf einer Skala von 1 bis 10 auf den Wert 8 verbessert.
Verglichen mit der bisherigen Praxis der Fäkalübertragung, weist die neue Methode bei gleicher Erfolgsquote mehrere Vorteile auf: Durch die lagerungsfähigen bakterienhaltigen Kapseln steht die Therapie schneller und einer größeren Zahl von Betroffenen zur Verfügung. Sie ist einfacher und damit weniger anfällig für Nebenwirkungen sowie wesentlich kostengünstiger. Da der Spenderkot zunächst gründlich auf virale und bakterielle Erreger getestet werden kann – was beim Verfahren mit frischem Stuhl nicht möglich ist – verringert sich das Infektionsrisiko. Größere Langzeitstudien sollen diese vielversprechenden Ergebnisse nun überprüfen. Möglicherweise ist eine solche Therapie auch für andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn anwendbar.
Eine Infektion mit Cl. difficile erfolgt meist während eines Krankenhausaufenthalts, wenn nach einer Antibiotikatherapie ein großer Teil der Darmflora abgetötet wurde. Verantwortlich für die Erkrankung sind Toxine, die die Clostridien freisetzen. Die Folge ist eine Darmentzündung mit häufigen Durchfällen, Fieber und Magenkrämpfen bis hin zur sogenannten pseudomembranösen Kolitis. Die Standardtherapie besteht in einer Behandlung mit den Antibiotika Metronidazol und Vancomycin.