Passivrauchen erhöht Infektionsrisiko von Kindern

Kinder in einem Raucherhaushalt erkranken eher an einer Meningokokken-Infektion als Kinder in Nichtraucherfamilien
Kleinkinder sind durch Tabakrauch besonders gefährdet.
Kleinkinder sind durch Tabakrauch besonders gefährdet.
© Wikimedia Public Domain
London (Großbritannien) - Es schadet der Gesundheit von Kindern, wenn sie zu Hause Tabakrauch einatmen müssen. Das bestätigt jetzt eine Metastudie britischer und amerikanischer Mediziner. Demnach verdoppelt sich durch Passivrauchen das Risiko schwerer Infektionen durch Meningokokken. Denn der Rauch schädigt die Schleimhäute der Atemwege und schwächt die Immunabwehr. Beides erleichtert das Eindringen der Erreger und ihre Vermehrung im Körper, schreiben die Forscher im Online-Journal "PLoS Medicine". Insbesondere in den weniger entwickelten Ländern, in denen die Zahl der Raucher steigt und viele Kinder ohne Impfschutz bleiben, seien Maßnahmen zum Schutz der Kinder wichtig.

"An invasiven bakteriellen Infektionen sterben weltweit mindestens genauso viele Kinder wie an AIDS und Malaria zusammen", schreiben Majid Ezzati vom Imperial College London und Kollegen. Am häufigsten sind Infektionen mit Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae), Meningokokken (Neisseria meningitidis) und Haemophilus influenzae typ b. Diese Bakterien besiedeln zunächst die Schleimhäute von Nase und Rachen, ohne Krankheiten auszulösen. Wenn es ihnen aber gelingt, in den Körper einzudringen, kann eine tödlich verlaufende Hirnhautentzündung oder Sepsis die Folge sein.

Die Forscher werteten Daten aus 42 Einzelstudien aus, die überwiegend in Industrieländern durchgeführt wurden. Die Probanden waren einen Monat bis 19 Jahre alt. Die Wahrscheinlichkeit einer invasiven Meningokokkeninfektion war bei Kindern, die Tabakrauch ausgesetzt waren, auf das Doppelte erhöht. Für Pneumokokken- und Haemophilus-Infektionen war der Unterschied statistisch nicht relevant, was an den geringen Fallzahlen liegen könnte, so die Autoren. In der Nasenschleimhaut von Kindern aus Raucherfamilien fanden sich häufiger Meningokokken und Pneumokokken als bei Kindern von Nichtrauchern. Der Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Infektionsgefahr war bei Kindern im Alter von weniger als sechs Jahren für alle drei Erreger deutlicher ausgeprägt als bei älteren Kindern.

Tabakrauch schädigt die Schleimhäute der Atemwege und erhöht ihre Durchlässigkeit, löst Entzündungsreaktionen aus und schwächt die Immunabwehr auf vielfältige Weise. Diese Auswirkungen erleichtern es Bakterien, in den Körper einzudringen, vor allem dann, wenn kein Impfschutz vorhanden ist. Wegen steigenden Tabakkonsums und oft mangelhafter Impfpraxis sind Kinder in den Entwicklungsländern für solche Infektionen besonders gefährdet.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Association of Secondhand Smoke Exposure with Pediatric Invasive Bacterial Disease and Bacterial Carriage: A Systematic Review and Meta-analysis", Chien-Chang Lee et al.; PLoS Medicine, Vol. 7(12): e1000374, doi:10.1371/journal.pmed.1000374, http://www.plosmedicine.org/article/info:doi/10.1371/journal.pmed.1000374


 

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