Nur bei Frauen steigt die Denkleistung mit der Raumtemperatur

Durch Änderung der Umgebungstemperatur verändern sich manche kognitiven Fähigkeiten von Männern und Frauen auf genau entgegengesetzte Weise
Die optimale Raumtemperatur ist für Männer und Frauen unterschiedlich.
Die optimale Raumtemperatur ist für Männer und Frauen unterschiedlich.
© USA-Reiseblogger / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Berlin - Die meisten Frauen fühlen sich bei höheren Raumtemperaturen wohl, während es Männer lieber etwas kühler haben. Doch dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern wirkt sich auch unterschiedlich auf bestimmte Denkleistungen aus, wie jetzt ein deutsch-amerikanisches Forscherteam berichtet. In ihrer Studie erreichten Frauen bei Rechenaufgaben und Wortbildungstests die besten Ergebnisse, wenn die Zimmertemperatur über 24 Grad lag. Männer dagegen erzielten ihre optimale Leistung bei niedrigeren Temperaturen. Das sollte in zukünftigen Untersuchungen bei den Testbedingungen berücksichtigt werden, wenn es darum geht, kognitive Fähigkeiten männlicher und weiblicher Probanden zu ermitteln, fordern die Wissenschaftler im Fachblatt „PLoS ONE“.

„Unseren Ergebnissen zufolge könnte sich ein verstärkter Einsatz beim ‚Kampf um den Thermostaten‘ lohnen, denn es geht dabei nicht nur um Komfort, sondern auch um kognitive Leistung und Produktivität“, schreiben Agne Kajackaite vom Wissenschaftszentrum Berlin und Tom Chang von der University of Southern California in Los Angeles. Um zu prüfen, wie die Umgebungstemperatur Denkleistungen von Männern und Frauen beeinflusst, bereiteten sie Versuchsräume vor, in denen jeweils unterschiedliche Temperaturen zwischen 16 und 32,6 Grad Celsius eingestellt waren. Verglichen wurden die Leistungen für vier Temperaturbereiche: unter 20, 20 bis 25, 25 bis 30 und über 30 Grad. In kleinen Gruppen von jeweils 24 Personen nahmen insgesamt 542 Berliner Studenten und Studentinnen als Testpersonen teil. Für jede richtig beantwortete Frage erhielten sie einen Geldbetrag.

Die erste Aufgabe bestand darin, innerhalb von fünf Minuten jeweils fünf zweistellige Zahlen im Kopf zu addieren. Danach mussten die Probanden fünf Minuten lang aus zehn vorgegebenen Buchstaben möglichst viele deutsche Wörter bilden – je länger das Wort, desto höher der Lohn. Im abschließenden Test zur „kognitiven Reflexion“ sollten drei logische Denksportaufgaben gelöst werden, die intuitiv zu einer falschen Antwort verleiten und daher längeres Nachdenken erfordern. Ein bekanntes Beispiel hierfür wäre: Wenn ein Schläger mit Ball zusammen 1,10 Euro kosten und der Schläger einen Euro mehr kostet als der Ball, was kostet dann der Ball? Die intuitive Antwort „Zehn Cent“ ist falsch. Richtig ist „Fünf Cent“.

Bei den ersten beiden Aufgaben waren Frauen am erfolgreichsten, wenn die Raumtemperatur über 24 Grad lag. Die Männer lieferten bei darunter liegenden Temperaturen die besten Resultate. Beim Lösen der Denksportaufgaben mittels kognitiver Reflexion spielte die Temperatur für beide Geschlechter keine Rolle. Die Forscher schließen aus ihrer Studie, dass bereits normale Variationen der Raumtemperatur die kognitiven Leistungen beeinflussen – und zwar bei Männern anders als bei Frauen. Um die Produktivität zu erhöhen, hieße das: In Arbeitsräumen, in denen Männer und Frauen tätig sind, sollten die Thermostate deutlich höher eingestellt werden, als es derzeit meist üblich ist.

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