Neuer Therapieansatz gegen das Abmagern bei Krebs

Im Tierversuch lässt sich durch gezielte Blockade eines Rezeptors der krebsbedingte Muskelabbau verhindern und die Lebenszeit verlängern
Thousand Oaks (USA) - Die meisten Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium leiden unter Auszehrung (Kachexie), einem starken Abbau der Muskelmasse. Durch Blockade eines Signalwegs ist es amerikanischen Forschern jetzt bei Mäusen erstmals gelungen, diesen Prozess nicht nur aufzuhalten, sondern sogar rückgängig zu machen. Die behandelten Tiere lebten deutlich länger, auch wenn die Krebserkrankung selbst unverändert blieb. Der Einsatz von Medikamenten, die eine Abmagerung verhindern, würde sowohl die Lebensqualität der Patienten als auch die Erfolgsaussichten einer Krebsbehandlung verbessern, schreiben die Mediziner im Fachblatt "Cell".

"Das ist der erste Beweis dafür, dass die Muskelmasse für die Lebensdauer von Krebspatienten eine Schlüsselrolle spielt", sagt H.Q. Han von Amgen Research im kalifornischen Thousand Oaks. Bisher glaubte man, dass die Kachexie auf dem Einfluss mehrerer verschiedener Faktoren beruht und daher nur schwer zu verhindern sei. Doch nun ergaben Experimente mit Mäusen, dass allein die Blockade eines Signal übertragenden Proteins, des Activin-Rezeptors ActRIIB, ausreicht, um den fortschreitenden Muskelabbau aufzuhalten. Dieser Rezeptor wird unter anderem von Activin aktiviert, einem Protein, das Krebspatienten vermehrt produzieren.

Die Forscher behandelten kachexiekranke Krebsmäuse mit einer gentechnisch hergestellten, löslichen Form des Rezeptors. Dadurch wurden Botenstoffe wie Activin und Myostatin, die normalerweise durch Bindung an den Rezeptor den ActRIIB-Signalweg auslösen, abgefangen. Die Therapie verlängerte die Überlebenszeit der Tiere um mehrere Wochen, obwohl die Tumoren nicht schrumpften. Dabei bildeten die Tiere verstärkt Muskelmasse und ihr Appetit nahm zu. Weitere Untersuchungen ergaben, dass diese Wirkung zwei Ursachen hatte: Zum einen wurde der Eiweißabbau gestoppt. Zum anderen verstärkte sich die Vermehrung der Muskelstammzellen - auch noch in solchen Muskeln, die bereits die Hälfte ihrer Masse verloren hatten. Diese Ergebnisse zeigen, so die Forscher, dass die Behandlung der Kachexie nicht nur die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern, sondern auch ihre Lebensdauer verlängern könnte. Allerdings sei es noch ein weiter Weg von den Tierversuchen zu ersten klinischen Studien am Menschen.

© Wissenschaftaktuell
Quelle: "Reversal of Cancer Cachexia and Muscle Wasting by ActRIIB Antagonism Leads to Prolonged Survival", Xiaolan Zhou et al.; Cell, Vol. 142, p. 531


 

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