Neuer Cholesterinsenker ähnelt Schilddrüsenhormon

Ein neues Medikament, das den Cholesterin senkenden Effekt von Schilddrüsenhormonen imitiert, ohne deren Nebenwirkungen auszulösen, soll die Behandlung mit Statinen ergänzen
Baltimore (USA) - Menschen mit einem krankhaft erhöhten Blutspiegel an Schilddrüsenhormonen haben meist niedrige Blutwerte für das "schlechte" LDL-Cholesterin. Schwedische und amerikanische Forscher konnten jetzt zeigen: Ein neuer, chemisch hergestellter Wirkstoff, dessen Molekülstruktur der von Schilddrüsenhormonen ähnelt, senkt den Cholesterinspiegel, ohne die Nebenwirkungen der Hormone auszulösen. Das neue Medikament könnte als Zusatztherapie eingesetzt werden, wenn die übliche Behandlung mit Statinen nicht ausreicht. Das Mittel senkt zudem auch solche Blutfette, gegen die Statine unwirksam sind. Wenn sich die jetzigen Ergebnisse in größeren Studien bestätigen, stünde eine wichtige neue Methode zur Verfügung, um das Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten zu verringern, schreiben die Wissenschaftler im "New England Journal of Medicine".

"Dieses Medikament repräsentiert eine neue Wirkstoffklasse, wovon Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten profitieren können, bei denen eine Statintherapie allein nicht effektiv ist", sagt Paul Ladenson von der Johns Hopkins University in Baltimore. Er und seine Kollegen testeten das von der schwedischen Firma Karo Bio entwickelte Mittel Eprotirom in einer kleinen Studie an 168 schwedischen und norwegischen Patienten. Alle Probanden hatten trotz einer mindestens dreimonatigen Behandlung mit einem Statin erhöhte LDL-Cholesterinwerte. Die Versuchspersonen stellten sich zunächst auf eine spezielle Ernährung um, die einem hohen Cholesterinspiegel entgegenwirken sollte. Unter Beibehaltung dieser Diät nahmen sie dann zusätzlich zu den bisherigen Statinen zwölf Wochen lang das neue Medikament in unterschiedlicher Dosierung oder ein Placebo ein.

Mit steigender Dosis von Eprotirom sank der LDL-Cholesterinspiegel um bis zu 32 Prozent. In der Placebogruppe waren es nur 6,5 Prozent. Gleichzeitig verringerte das Mittel die Blutwerte für Triglyceride und bestimmte Lipoproteine, die ebenfalls als Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen gelten. Dabei kam es nicht zu Krankheitssymptomen, die für einen erhöhten Spiegel an Schilddrüsenhormonen typisch sind, wie beschleunigter Puls, unregelmäßiger Herzschlag oder Abnahme der Knochendichte. Der HDL-Spiegel sank bei der Behandlung nur geringfügig um drei Prozent. Eprotirom soll die bewährte Therapie mit den Cholesterin senkenden Statinen nicht ersetzen, sagen die Forscher. Das neue Medikament könnte diese Therapie aber verbessern und Patientenhelfen, die unter starken Nebenwirkungen der Statine leiden.

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Quelle: "Use of the Thyroid Hormone Analogue Eprotirome in Statin-Treated Dyslipidemia", Paul W. Ladenson et al., New England Journal of Medicine, Vol. 362, p. 906


 

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