Nach faulen Eiern stinkender Blutdrucksenker

Gasförmiger Botenstoff Schwefelwasserstoff nimmt Schlüsselrolle bei der Blutdruckregulation ein
Baltimore (USA) - Schwefelwasserstoff - kurz H2S - spielt offenbar eine entscheidende Rolle für die Funktionen von Blutgefäßen und bei der Regulation des Blutdrucks. Das nach faulen Eiern stinkende Gas wird von Zellen der Gefäßwände produziert und wirkt gefäßerweiternd Wirkung, hat ein Team amerikanisch-kanadischer Forscher bei Mäusen beobachtet. Der gasförmige Botenstoff könnte somit neue Ansätze für neuartige Medikamente zur Blutdrucksenkung ermöglichen, berichten die Wissenschaftler in "Science".

"Jetzt da wir die Rolle von Schwefelwasserstoff für die Regulation des Blutdrucks kennen, wäre es möglich, neue Medikamententherapien als eine Alternative zu den gebräuchlichen Methoden für die Behandlung von Bluthochdruck zu entwickeln", erläutert Solomon H. Snyder von der Johns Hopkins University in Baltimore. Die Forscher hatten die Rolle des stinkenden Gases bei Mäusen entdeckt, denen aufgrund einer genetischen Veränderung ein Enzym namens CSE für die Produktion von H2S fehlt. Bei den auf diese Art und Weise manipulierten Nagern stellten sie im Vergleich zu gewöhnlichen Mäusen nicht nur einen deutlichen Mangel von Schwefelwasserstoff in Blut, Herz, Aorta und anderen Geweben fest, sondern auch deutliche Anzeichen von Bluthochdruck. Darüber hinaus reagierten die Tiere kaum noch auf ein blutdrucksenkendes Mittel - die Gefäße entspannten und erweiterten sich nicht, wie es normalerweise der Fall ist. Daraus schließen die Forscher, dass H2S eine Schlüsselrolle bei der Gefäßentspannung und damit für die Blutdrucksenkung spielt.

"Es sieht so aus, dass Schwefelwasserstoff in Sachen Blutgefäßerweiterung ebenso wichtig ist wie Stickstoffmonoxid", sagt Snyder. Stickstoffmonoxid (NO) war vor rund zwei Jahrzehnten als wichtiger Regulationsmechanismus entdeckt worden. Da solche gasförmigen Botenstoffe wie H2S und NO bei Säugetieren weit verbreitet sind, sehen die Wissenschaftler eine realistische Möglichkeit, dass breite Anwendungsmöglichkeiten für menschliche Physiologie und Krankheiten bestehen.

Science
Quelle: "H2S as a physiological Vasorelaxant: Hypertension in Mice with Deletion of Cystathionine Lyase", G. Yang, L. Wu, Solomon H. Snyder et al; Science (Vol. 322, S. 587)


 

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