Nach Rückenmarksverletzung: Modell verrät Genesungschancen

Lebensalter und die Ergebnisse vierer neurologischer Tests geben zuverlässig an, wie gut die Chancen des Patienten stehen, wieder selbständig laufen zu können
Nijmegen (Niederlande) - Ob jemand nach einer schweren Rückenmarksverletzung wieder ohne Hilfsmittel laufen können wird, kann anhand einiger weniger Parameter zuverlässig prognostiziert werden: Die Kombination aus Alter des Patienten und vier neurologischen Tests gibt mit hoher Sicherheit schon frühzeitig Aufschluss über die Genesungschancen des Patienten. Das hat ein Team internationaler Forscher herausgefunden. Ihre Methode könnte helfen, Therapie und Rehabilitation zu optimieren sowie die Patientenzufriedenheit zu verbessern, berichten sie im Fachblatt "The Lancet".

"Wir haben aus den Daten einer großen prospektiven europäischen Datenbank eine einfache klinische Prognoseregel entwickelt, die Ärzte nutzen können, um Patienten mit traumatischen Rückenmarksverletzungen und deren Familien während der ersten Phase nach der Verletzung zu beraten", so Joost J. van Middendorp vom Medizinischen Zentrum der Radboud Universiteit Nijmegen und Kollegen. Die Forscher hatten die Daten von mehr als 1400 Patienten mit Verletzungen des Rückenmarks, die an einem von 19 europäischen Zentren behandelt worden waren, analysiert und daraus ihr Modell entwickelt. Wie zuverlässig es funktioniert, testeten sie zudem in einer zweiten Reihe von knapp 100 Patienten.

Sie stellten fest, dass neben dem Lebensalter - jünger oder älter als 65 Jahre zu sein - die Ergebnisse aus vier neurologischen Tests mit einer Sicherheit von rund 95 Prozent vorhersagen, ob jemand langfristig wieder ohne Hilfsmittel, mit Hilfsmitteln oder gar nicht mehr laufen können wird. In diesen Tests werden motorische Funktionen der Oberschenkel- und der Wadenmuskulatur bestimmt sowie Empfindungen der Haut an der inneren Seite des Knies und an der Außenseite des Fußgelenkes geprüft.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "A clinical prediction rule for ambulation outcomes after traumatic spinal cord injury: a longitudinal cohort study", Joost J van Middendorp et al.; The Lancet (DOI:10.1016/S0140-6736(10)62276-3)


 

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