Musikhörer eher depressiv als Leseratten

Jugendliche und junge Erwachsene, denen Musik wichtiger ist als die Lektüre von Büchern, sind offenbar eher gefährdet, an einer Depression zu erkranken als die Lesefans
Pittsburgh (USA) - Welche Medien jemand nutzt, hat offenbar entscheidenden Einfluss darauf, ob und an welchen psychischen Krankheiten er leiden könnte. Dabei scheint Musik Jugendliche und junge Erwachsene mit größerer Wahrscheinlichkeit depressiv zu machen als die intensive Lektüre von Büchern. Zu diesem Ergebnis kommt ein amerikanisches Forscherteam, das über 100 junge Erwachsene über Wochen nach ihren Stimmungen und Freizeitbeschäftigungen befragt hat. Allerdings blieb unklar, ob depressive Menschen zum Musikgenuss tendieren oder ob das intensive Musikhören erst zur Depression führt, sagen die Forscher in den "Archives of Pediatric and Adolescent Medicine".

Depressive Störungen gelten als die führende Ursache für gesundheitliche Einschränkungen. Die Symptome beginnen bereits in der Adoleszenz und betreffen einen von zwölf jungen Leuten. An der Studie von Brian Primack von der University of Pittsburgh und seinen Kollegen nahmen 106 junge Erwachsene teil, von denen 46 mit einer depressiven Störung diagnostiziert waren. Die Forscher riefen die Versuchsteilnehmer während fünf Wochenenden rund 60 Mal an und fragten sie, welche der folgenden Medien sie gerade nutzten: Fernsehen oder Film, Musik, Videospiele, Internet, Zeitschriften, Zeitungen oder Bücher.

Es zeigte sich, dass jene, die am meisten Musik hörten, eine 8,3-mal höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, an einer Depression zu erkranken als die leidenschaftlichen Leser. Über die anderen Medien und ihre Wirkung konnten die Wissenschaftler keine vergleichbaren Ergebnisse ermitteln.

"Bisher ist jedoch nicht klar, ob depressive Menschen dazu neigen, als Fluchtstrategie verstärkt Musik zu hören, oder ob das verstärkte Musikhören zu einer Depression führen kann, oder ob beides wahr ist", erklärt Brian Primack. "Es ist außerdem wichtig, dass Lesen mit einer geringen Wahrscheinlichkeit von Depression einhergeht. Es ist wichtig, dies zu betonen, weil überall in den USA das Lesen von Büchern zurückgeht, während die Nutzung aller anderen Medien steigt."

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Quelle: "Using Ecological Momentary Assessment to Determine Media Use by Individuals With and Without Major Depressive Disorder", Brian A. Primack, Galen E. Switzer et al.; Archives of Pediatric and Adolescent Medicine, vol 165(4), S. 360-365.
doi:10.1001/archpediatrics.2011.27


 

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