Mit Viren gegen Prostatatumoren
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Reovirus-Therapie eine viel versprechende neue Behandlungsmöglichkeit für Prostatakrebs sein könnte", schreiben Don Morris vom Tom Baker Cancer Centre in Calgary und seine Kollegen. Vertreter dieser Virusgattung gelten nicht als Krankheitserreger und verursachen schlimmstenfalls vorübergehende leichte Atemwegs- oder Darminfektionen. Reoviren können aufgrund unterschiedlicher Oberflächenmerkmale zwischen gesunden Zellen und Krebszellen unterscheiden und nur in Krebszellen eindringen, um sich zu vermehren. Dabei sterben die Krebszellen ab.
Die Forscher zeigten zunächst, dass die onkolytischen Viren Zellen von drei Prostatakarzinom-Zelllinien effektiv zerstören. Bei Mäusen, denen menschliche Prostatatumoren verpflanzt wurden, bewirkte eine einzelne Injektion in einen Tumor, dass die Geschwulst stark schrumpfte. Schließlich injizierten die Forscher Reoviren in lokal begrenzte Prostatatumoren von sechs Patienten. Drei Wochen später wurde die Prostata im Rahmen der Standardtherapie operativ entfernt. Die Gewebeuntersuchungen ergaben, dass die Viren nur Krebszellen zerstört hatten, ohne sich im gesunden Gewebe zu vermehren. Bei der Behandlung traten nur minimale Nebenwirkungen in Form leichter Grippesymptome auf. Eine Krebstherapie durch Viren könnte in Kombination mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung den Behandlungserfolg verbessern. Dazu sind aber zunächst weitere klinische Studien nötig.