Macht Kunstlicht bei Nacht depressiv?
"Die zunehmende Rate depressiver Störungen beim Menschen korrespondiert mit dem zunehmenden Einsatz von Licht bei Nacht in der modernen Gesellschaft", erläuterte Randy Nelson von der Ohio State University. "Viele Leute sind heute unnatürlichen Lichtquellen ausgesetzt, und das könnte echte Folgen für unsere Gesundheit haben." Gemeinsam mit Laura Fonken und weiteren Kollegen hatte Nelson 24 Mäusemännchen unter unterschiedlichen Bedingungen untergebracht. Die Hälfte erlebte einen Tagesrhythmus mit 16 Stunden Helligkeit und 8 Stunden Dunkelheit, die andere ständiges Licht. Von beiden Gruppen hatte wiederum die Hälfte die Möglichkeit, in einer lichtundurchlässigen Röhre Schutz vor Helligkeit zu suchen, während den Artgenossen der anderen Gruppe lediglich eine ähnliche, jedoch durchsichtige Schutzröhre zur Verfügung stand. Nach drei Wochen führten die Forscher dann eine Reihe von Tests durch, mit denen anhand des Verhaltens der Tiere Depressionen und Ängstlichkeit eingeschätzt werden können.
Mäuse, die in permanentem Licht lebten und keinen dunklen Unterschlupf hatten, zeigten in allen Verhaltensexperimenten mehr Anzeichen für Depressionen als Artgenossen, die mit einem Hell-Dunkel-Rhythmus gelebt hatten. Die abdunkelnde Schlupfröhre schien allerdings einen gewissen Schutz zu bieten, denn zumindest in einigen Tests waren bei Mäusen, die diese Rückzugsmöglichkeit hatten, nicht mehr depressive Symptome zu beobachten als bei den Tieren der Vergleichsgruppe. Insgesamt liefern die Ergebnisse einen weiteren Beleg dafür, dass sich Dauerbeleuchtung nachteilig auf die Gesundheit auswirken könnte. "Das ist wichtig für Menschen, die in Nachtschichten arbeiten und für Kinder und andere, die bis spät in die Nacht fernsehen und damit den gewöhnlichen Hell-Dunkel-Zyklus durchbrechen", sagte Fonken.