MP3-Player lassen mehr räumliche Nähe zu

Die persönliche Distanz, der gewünschte Mindestabstand zu Anderen, schrumpft beim Hören positiv empfundener Musik per Kopfhörer
London (Großbritannien) - Menschen mit guter Musik im Kopfhörer lassen Fremde näher an sich heran, bevor sie sich unwohl fühlen. Dies hilft etwa in überfüllten U-Bahnen, sagen britische Psychologen. Vor allem aber zeigt es, dass Musik - über Ohrstöpsel genossen - das persönliche Raumempfinden verändern kann. In der westlichen Kultur ist es meist eine Armlänge, die den persönlichen Raum bestimmt. Kommt jemand näher, muss er entweder vertraut sein oder wird als aufdringlich empfunden. Bislang war bekannt, dass sich diese Mindestentfernung unbewusst und vorübergehend verändert, wenn man sich in volle Räume, etwa einen Aufzug oder eine Bar begibt. Neu ist allerdings, dass auch Musik einen Einfluss darauf hat, schreiben die Forscher im Fachblatt "PLoS ONE".

"Hört man per Kopfhörer Musik, die positive Gefühle erzeugt, so verschieben sich die Grenzen des persönlichen Raums. Er 'schrumpft', so dass Andere näher an uns herankommen dürfen", erklärt Ana Tajadura-Jiménez, Psychologin am Royal Holloway College der University of London. Ihr Team hatte 38 Männer und Frauen gebeten, per Kopfhörer Musikstücken zu lauschen, die entweder positive oder negative Gefühle hervorrufen - zum Vergleich diente eine Phase ohne Musik. Gleichzeitig näherte sich langsam ein Fremder. Die Testpersonen sollten "Stopp" sagen, sobald sie sich unbehaglich fühlten. Zuvor hatten die Forscher herausgefunden, wie sehr die Musikstücke die Emotionen von Testpersonen beeinflussten.

Es zeigte sich, dass die Probanden mit Kopfhörer und positiv empfundener Musik die Fremden am nächsten an sich heran ließen. Möglicherweise sorgen die Kopfhörer für eine Art Abschirmung, während die Musik die gute Laune der Menschen verstärkt. Den gegenteiligen Effekt - ein Vergrößern des persönlichen Mindestabstandes - lieferte die Kombination aus Lautsprechern und negativ empfundener Musik. Als Anekdote berichten die Forscher, dass die Firma Sony einst den ersten Walkman entwickelte, um die Zeit in öffentlichen Transportmitteln angenehmer zu gestalten.

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Quelle: "I-Space: The Effects of Emotional Valence and Source of Music on Interpersonal Distance", A. Tajadura-Jiménez, M. Tsakiris et al.; PLoS ONE 6(10): e26083.
doi:10.1371/journal.pone.0026083


 

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