Licht lässt Leitfähigkeit sprunghaft ansteigen

„Die Entdeckung dieses Effekts bei Raumtemperatur eröffnet neue Möglichkeiten für praktische Anwendungen“, erläutert Matthew McCluskey, Physikprofessor an der Washington State University. „Im üblichen Computerspeicher wird Information an der Oberfläche eines Computerchips oder der Festplatte gespeichert. Nutzt er aber die persistente Photoleitfähigkeit, so könnte er Informationen im gesamten Volumen eines Kristalls ablegen“. McCluskeys damalige Doktorandin Marianne Tarun hatte per Zufall die erhöhte Leitfähigkeit des Strontiumtitanats erkannt, das einen Tag lang offen im Labor gelegen hatte. Strontiumtitanat (SrTiO3) und ähnliche Oxide sind dafür bekannt, ganz unterschiedliche Phänomene aufweisen zu können, von weitgehend widerstandsfreier Supraleitung bis zu kaum vorhandener Leitfähigkeit wie ein Isolator. Andere Forschungsgruppen hatten das Phänomen PPC bereits in verwandten Materialien erzeugen können, etwa in Galliuimnitrid, allerdings nie in diesem enormen Ausmaß.
Eine Reihe von Kontrolluntersuchungen zeigte, dass der vermeintliche Fehler keiner war: Wenn die Physiker ihren Einkristall bei Raumtemperatur zehn Minuten lang einer Beleuchtung aussetzten, hielt sich die verbesserte Leitfähigkeit für mehrere Tage. Bei einer Bestrahlung mit Licht unterhalb der Bandlückenenergie (ab 2,9 Elektronenvolt) stieg die Konzentration der freien Elektronen im Kristall um mehr als zwei Größenordnungen an. Auch mehrere Tage danach war dieser hohe Wert kaum abgesunken, berichten die Forscher. Aufgrund ihrer Messungen schreiben sie den anhaltenden Effekt bestimmen Defekten im Kristallgitter zu: einer Leerstellenbildung mit sehr niedriger Neigung zur Rückkehr in den ursprünglichen Zustand.