Leber hält Darmbakterien in Schach

„Möglicherweise ist der Nachweis von Antikörpern gegen Darmbakterien im Blut bei Leberpatienten von diagnostischem Wert, um diejenigen mit dem größten Infektionsrisiko zu identifizieren“, erklären Andrew Macpherson vom Universitätsspital Bern und seine Kollegen. Nur wenn die Bakterien ins Blut gelangen, bildet das Immunsystem zur Abwehr Antikörper vom Immunglobulin G-Typ. Ist die Darmwand intakt, werden die Mikroben bereits von den Immunzellen des Darms abgewehrt und der Bluttest auf Antikörper bleibt negativ.
In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass bei gesunden Tieren keine Darmkeime bis zur Leber vordringen. Erst eine experimentell erzeugte Darmentzündung ermöglichte es den Bakterien, in Blutgefäße zu gelangen. Über die Pfortader erreichten sie dann die Leber, die damit eine ideale Position für einen zweiten Abwehrschirm einnimmt. Dieser besteht aus den sogenannten Kupffer-Zellen, die als Immunzellen vom Typ der Makrophagen die Eindringlinge beseitigen. Bei Mäusen ohne Kupffer-Zellen dagegen konnten die Mikroben ungehindert aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen.
Bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen ist häufig auch die Funktion der Darmwand geschädigt. Dadurch steigt die Gefahr einer Sepsis und anderer gefährlicher Infektionen. Messungen der Forscher ergaben, dass Patienten mit einer Fettleber und solche mit einer Fettleber-Hepatitis – einer Vorstufe der Leberzirrhose – erhöhte Blutwerte für Antikörper gegen Darmkeime aufweisen. Ein entsprechender Bluttest könnte daher als frühzeitige Warnung nützlich sein. Die neuen Ergebnisse sind möglicherweise auch für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa von Bedeutung.