Kreischen statt Flüstern

"Unsere Ergebnisse untermauern die wachsenden Belege dafür, dass echoortende Fledermäuse generell viel lauter sind als gedacht", schreiben Annemarie Surlykke von der University of Southern Denmark und ihre Kollegen. Die Biologen hatten die Lautstärke der Rufe von Macrophyllum macrophyllum und Artibeus jamaicensis mithilfe eines Versuchsaufbaus mit vier Mikrofonen bestimmt. Sie zeichneten insgesamt 460 Rufe auf, von denen sie schließlich 31 von M. macrophyllum und 19 von A. jamaicensis für ihre Berechnungen verwenden konnten. Bei der kleinen, insektenfressenden M. macrophyllum ermittelten sie in einer Entfernung von zehn Zentimetern von der Schnauze eine Spitzenlautstärke von 105 Dezibel, während die größere, sich eher von Früchten ernährende A. jamaicensis mit 110 Dezibel sogar beinahe doppelt so laut ist. Die Spezies kann damit 40 Dezibel lauter und damit hundertmal lauter rufen, als bisher von ihr angenommen wurde.
Die Biologen vermuten, dass die Lebensweise der Tiere die Unterschiede in der Lautstärke erklären kann. Bei ihrer Jagd auf Insekten ist M. macrophyllum darauf angewiesen, weil sie mit leisen Schreien sicher Schwierigkeiten hätte, die sich bewegende Beute mithilfe leiser Echoortungsrufe lokalisieren könnten. Die relativ große A. jamaicensis ernährt sich zwar von Früchten und verlässt sich dabei auch auf andere Sinne wie Geruch und leise Echoortungsrufe im Nahbereich, aber sie müssen die früchtetragenden Bäume in weiten Arealen erst finden. Dazu - so die Vermutung von Surlykke und ihren Kollegen - setzen sie dann die sehr lauten Schreie ein.