Kometeneinschläge: Fels + Eis = Lebensbaustein

„Dieser Prozess zeigt, wie ein sehr simpler Vorgang von einer Mischung einfacher Moleküle, wie Wasser und Kohlendioxid-Eis, zu komplexen Molekülen führen kann, wie etwa Aminosäuren“, sagt Studienautor Mark Price von University of Kent. „Das ist der erste Schritt auf dem Weg zum Leben.“ Der nächste Schritt wäre dann die Entstehung noch komplexerer Verbindungen wie etwa Proteinen, die aus Aminosäuren bestehen und aus denen Zellen aufgebaut sind. Die Hypothese, dass der Ursprung des Lebens im All liegt, dürfte damit neue Anhänger gewinnen. Noch ist unklar, wie und wo genau das Leben auf der Erde entstanden ist. Auch heiße Quellen in der Tiefsee gelten als vielversprechend.
Die Forscher führten ihre Versuche mit unterschiedlich schnellen Projektilen und unterschiedlichen Eismischungen durch. Nur wenn das Projektil mindestens sieben Kilometer pro Sekunde schnell war und die Eismischung stimmte, entstanden nachweisbare Mengen an Aminosäuren, vor allem Glycin und Alanin. Damit ist nun eine weitere Möglichkeit bekannt, wie diese lebenswichtigen Stoffe einst auf die frühe Erde gekommen sein könnten. Planetenforscher wissen bereits, dass die kosmische Strahlung auf der Oberfläche kleiner Himmelskörper Prozesse in Gang setzen kann, die zur Entstehung von Aminosäuren führen. Erst vor wenigen Jahren konnten Forscher Aminosäuren auf einem Kometen nachweisen. Diese Moleküle könnten einen Einschlag auf einen Planeten überstehen. Wie die neuen Versuche zeigen, können sich manche Aminosäuren außerdem durch die Schockwelle und die Hitze bei einem Aufprall bilden. Damit verdichtet sich das Bild immer weiter, demzufolge Einschläge von Kometen und Asteroiden für die ersten Bausteine des Lebens verantwortlich gewesen sein können.
„Diese Bausteine können überall in unserem Sonnensystem oder auch jenseits davon zusammengesetzt werden“, erläutert Mitautorin Zita Martins vom Imperial College London. „Sie benötigen nur die passenden Bedingungen.“ Hierzu gehören Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen und Gestein. Sowohl eisige Kometen, die auf einem Felsplaneten aufschlagen, als auch steinige Asteroiden, die etwa auf einen Eismond treffen, könnten solche Verbindungen erzeugen. Planetenforscher sind deshalb äußerst gespannt, ob die kommende Weltraummission "Jupiter Icy Moon Explorer" auf dem Jupitermond Europa organische Moleküle finden wird. Ihr Start ist für das Jahr 2022 geplant; die Reisedauer wird mehrere Jahre betragen. Bis die Ergebnisse dieser Mission vorliegen, werden aber auch die Tiefseeforscher neue Erkenntnisse präsentieren können, ob das irdische Leben wirklich Hilfe aus dem All zu seiner Entstehung gebraucht hat.