Kickstart für den Kalorienverbrauch

Erstmals gemessen: Ein kurzes Intervalltraining bringt den Körper zu zusätzlichem Energiebedarf von bis zu 200 Kilokalorien am Tag
Das lange Drehen einsamer Runden verbraucht ebenfalls viele Kalorien, wenngleich deutlich langsamer.
Das lange Drehen einsamer Runden verbraucht ebenfalls viele Kalorien, wenngleich deutlich langsamer.
© D. Saße
Westminster (USA) - Lange galt Ausdauertraining als Nonplusultra für mehr Fitness und weniger Gewicht. Seit einiger Zeit jedoch befürworten Sportexperten zunehmend das Intervalltraining: sehr kurze, intensive Belastungsphasen, gefolgt von Erholungsphasen. Jetzt haben US-Forscher erstmals gemessen, welche Auswirkungen ein solches Training auf den Energieverbrauch des Körpers hat. Ihre kleine Studie zeigt: Nur fünf mal 30 Sekunden maximale Aktivität, eingebettet in eine Gesamt-Trainingszeit von knapp 25 Minuten, lässt den Körper über die folgenden 24 Stunden bis zu 200 Kilokalorien mehr als üblich verbrennen. Dieses Ergebnis könnte auch gestressten Sportmuffeln die Ausreden nehmen, berichteten die Forscher auf einer Sportfachtagung in Colorado. Sie präsentierten ihre Zahlen auf der „Integrative Biology of Exercise VI“-Konferenz der American Physiological Society, des American College of Sports Medicine und der Canadian Society for Exercise Physiology.

„Mit diesen Übungen ein paar Mal die Woche 200 Kilokalorien extra zu verbrennen, kann die ein oder zwei Pfund fernhalten, die viele Amerikaner pro Jahr zunehmen“, sagt Kyle Sevits, Leiter der Forschungsgruppe der Colorado State University. Gemeinsam mit Medizinern der University of Colorado wollte das Team genauere Zahlen zum sogenannten Sprint-Intervalltraining erheben. Frühere Studien hatten gezeigt, dass diese Trainingsmethode die Fitness und sportlicher Leistung deutlich verbessern kann und in einer halben Stunde ähnlich viel Wirkung zeigt wie ein bis zwei Stunden klassischen Ausdauertrainings. Nichts Genaues war allerdings über den Effekt auf den Energieumsatz des Körpers bekannt. Der Kalorienverbrauch einer Trainingsart ist aber für viele Nicht-Sportler einer der wichtigsten Motivationsfaktoren. Deshalb dokumentierten die Forscher nun an fünf Probanden, wie viele Kalorien sie zu sich nahmen und wieder abgaben.

Zunächst maßen die Forscher bei fünf gesunden Männern zwischen 25 und 31 Jahren den Grundumsatz des Körpers in Ruhe. Bereits im Vorfeld hatten die Teilnehmer auf ihren Stoffwechsel abgestimmte Nahrung erhalten. Dann verbrachte jeder der Probanden zwei Tage lang in einem Spezialzimmer, dessen Lüftungssystem exakt die Atemluft analysierte. Körperliche Aktivität verändert, wie viel chemische Energie aus der Nahrung mit dem Luftsauerstoff zu Wasser und Kohlendioxid reagiert – messbar per sogenannter indirekter Kalorimetrie. Den Teilnehmern war an einem Tag kaum Aktivität erlaubt, nur sitzende Tätigkeiten wie Filmeschauen oder Computernutzung. Am Vergleichstag absolvierten sie zusätzlich das Sprint-Intervall-Training: Fünf mal sollten sie je 30 Sekunden lang so schnell wie möglich auf einem Trainingsrad strampeln, das auf hohen Widerstand eingestellt war. Die Stimme eines Trainers spornte sie dabei zu höchster Leistung an. Dann folgten jeweils vier Minuten Erholungsphase, in denen die Testteilnehmer langsam bei sehr niedrigem Widerstand weiter die Pedale traten.

Die Analyse zeigte: Im Schnitt verbrannte der Körper am Aktivtag 200 Kilokalorien zusätzlich, obwohl de facto nur 2,5 Minuten hart trainiert wurde – mit Erholungsphasen ganze 22,5 Minuten. Inwieweit dies tatsächlich beim Abnehmen hilft, dazu äußerten Sevit und Kollegen sich nicht. Allerdings halten sie es für eine sinnvolle Methode zum Halten des Gewichst und Steigern der Fitness. Da weniger Zeit nötig sei als bei anderen Sportempfehlungen, könnten mehr Menschen regelmäßig dabeibleiben. Allerdings sind bereits die 30 Sekunden maximale Anstrengung manchmal schwer durchzuhalten, so Sevit, manche bräuchten vielleicht auch hier einen Ansporn von außen wie von einem Trainer.

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