Hormonspiegel zeigt Krankheitsrisiken an

Diabetes, Brustkrebs oder Herzkrankheiten: Hohe Blutwerte von Proneurotensin sind mit einer größeren Erkrankungswahrscheinlichkeit verbunden
Malmö (Schweden) - Ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen oder Brustkrebs lässt sich bereits Jahre vor Krankheitsbeginn an der verstärkten Produktion eines Hormons ablesen: Hohe Blutwerte für Proneurotensin sind insbesondere bei Frauen ein Merkmal dafür, mit größerer Wahrscheinlichkeit zu erkranken, berichten schwedische Mediziner im “Journal of the American Medical Association (JAMA)“. Proneurotensin ist eine stabilere und damit leichter messbare Vorstufe des Sättigungshormons Neurotensin. Ob der Anstieg des Hormonspiegels Ursache der verschiedenen Erkrankungen oder nur ein indirektes Signal des Krankheitsrisikos ist, bleibt vorerst ungeklärt.

„Da es sich um ein Sättigungshormon handelt, hätte man eher erwartet, dass ein erhöhter Blutspiegel von Proneurotensin mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen verbunden wäre“, schreiben Olle Melander von der Lund Universität in Malmö und Kollegen. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall. Möglicherweise sei die verstärkte Hormonproduktion eine Kompensation für eine nachlassende Wirksamkeit des Botenstoffs. Anders ist die Situation, was das Krebsrisiko betrifft. So haben Tierversuche gezeigt, dass Neurotensin das Wachstum von Brusttumoren fördern kann. Hinweise auf eine direkte ursächliche Beziehung zwischen dem Hormon und den anderen Krankheiten gibt es dagegen zurzeit noch nicht.

Die Forscher werteten Daten von 4.632 Menschen aus, deren Proneurotensin-Blutwerte bei ihrem Eintritt in die Studie gemessen worden waren. Je höher dieser Messwert war, desto größer war das Risiko für eine Erstdiagnose von Diabetes, Herzkrankheiten und – bei den Frauen – auch Brustkrebs im Zeitraum von 13-16 Jahren. Für die weiblichen Probanden war dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, so die Autoren, dass das Sexualhormon Östradiol die Neurotensin-Produktion verstärkt. Die unterschiedliche Bedeutung des Proneurotensin-Blutspiegels für Männer und Frauen müsse aber in weiteren Studien genauer untersucht werden.

Das aus 13 Aminosäuren bestehende Hormon Neurotensin wird im Zentralnervensystem und im Verdauungstrakt produziert. Es reguliert verschiedene Prozesse der Verdauung und löst im Gehirn das Gefühl der Sättigung aus. Eine Fehlfunktion des Hormons könnte an der Entwicklung von Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen wie Diabetes beteiligt sein.

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