Hormonspiegel zeigt Krankheitsrisiken an
„Da es sich um ein Sättigungshormon handelt, hätte man eher erwartet, dass ein erhöhter Blutspiegel von Proneurotensin mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen verbunden wäre“, schreiben Olle Melander von der Lund Universität in Malmö und Kollegen. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall. Möglicherweise sei die verstärkte Hormonproduktion eine Kompensation für eine nachlassende Wirksamkeit des Botenstoffs. Anders ist die Situation, was das Krebsrisiko betrifft. So haben Tierversuche gezeigt, dass Neurotensin das Wachstum von Brusttumoren fördern kann. Hinweise auf eine direkte ursächliche Beziehung zwischen dem Hormon und den anderen Krankheiten gibt es dagegen zurzeit noch nicht.
Die Forscher werteten Daten von 4.632 Menschen aus, deren Proneurotensin-Blutwerte bei ihrem Eintritt in die Studie gemessen worden waren. Je höher dieser Messwert war, desto größer war das Risiko für eine Erstdiagnose von Diabetes, Herzkrankheiten und – bei den Frauen – auch Brustkrebs im Zeitraum von 13-16 Jahren. Für die weiblichen Probanden war dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, so die Autoren, dass das Sexualhormon Östradiol die Neurotensin-Produktion verstärkt. Die unterschiedliche Bedeutung des Proneurotensin-Blutspiegels für Männer und Frauen müsse aber in weiteren Studien genauer untersucht werden.
Das aus 13 Aminosäuren bestehende Hormon Neurotensin wird im Zentralnervensystem und im Verdauungstrakt produziert. Es reguliert verschiedene Prozesse der Verdauung und löst im Gehirn das Gefühl der Sättigung aus. Eine Fehlfunktion des Hormons könnte an der Entwicklung von Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen wie Diabetes beteiligt sein.