Hormonpflaster hilft bei Schizophrenie

Über die Haut aufgenommenes Östrogen bessert psychotische Symptome
Melbourne (Australien) - Der Östrogenspiegel beeinflusst auf noch unbekannte Weise den Krankheitsverlauf einer Schizophrenie. Jetzt haben australische Mediziner untersucht, ob sich der Einsatz von Estradiol, dem biologisch aktivsten Östrogen, für eine Therapie eignet. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie verabreichten sie Frauen das Hormon über ein Pflaster. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserten sich bei ihnen dadurch die psychotischen Symptome. Eine Östrogentherapie könnte vor allem solchen Patientinnen helfen, deren Hormonhaushalt sich wegen einer Schwangerschaft oder mit den Wechseljahren stark verändert, schreiben die Forscher im Fachblatt "Archives of General Psychiatry".

"Eine Schutzwirkung des Östrogens auf Nerven und Psyche könnte auf sehr verschiedene Weise hervorgerufen werden", erklären die Forscher um Jayashri Kulkarni vom Alfred Psychiatry Research Centre in Melbourne. Das Hormon wirkt zum einen als Antioxidans, zum andern könnte es die Hirndurchblutung und die Zuckerverwertung im Gehirn stimulieren, aber auch längerfristige Veränderungen von Genaktivitäten auslösen. Den genauen Wirkmechanismus sowie die optimale Dosierung und Dauer der Therapie müssten weitere Untersuchungen klären.

An der Studie waren 102 Frauen in gebährfähigem Alter beteiligt, die unter Schizophrenie litten und mit antipsychotischen Medikamenten behandelt wurden. Einige erhielten zusätzlich vier Wochen lang täglich ein Pflaster mit 0,1 Milligramm Estradiol, die anderen ein Placebo. Wöchentlich überprüften die Mediziner das Ausmaß psychotischer Symptome wie Halluzinationen und Wahn mithilfe standardisierter Tests. Die positiven Resultate der Hormonbehandlung, so die Forscher, ließen sich möglicherweise durch eine längere Behandlungsdauer noch verbessern. Es sei zudem möglich, dass der therapeutische Einsatz des Hormons auch bei anderen schweren psychischen Störungen hilfreich ist.

Archives of General Psychiatry
Quelle: "Estrogen in Severe Mental Illness, A Potential New Treatment Approach", Jayashri Kulkarni et al.; Archives of General Psychiatry, Vol. 65(8), p. 955


 

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