Hirnhautentzündung durch Meningokokken: Erhöhtes Risiko liegt in den Genen

Veränderungen in zwei Genen, die das Komplementsystem betreffen, begünstigen eine Infektion durch Meningokokken
Das gefärbte mikroskopische Präparat zeigt die typischen Diplokokken von Neisseria meningitidis.
Das gefärbte mikroskopische Präparat zeigt die typischen Diplokokken von Neisseria meningitidis.
© Dr. Brodsky / Centers for Disease Control and Prevention
London (Großbritannien) - Meningokokken können vorübergehend die Rachenschleimhaut besiedeln, ohne eine Infektion auszulösen. Wenn es ihnen aber gelingt, sich im Blut und im Gehirn zu vermehren, entwickelt sich eine lebensbedrohliche Meningitis. In der größten Studie dieser Art hat jetzt ein internationales Forscherteam genetische Merkmale entdeckt, die die Anfälligkeit für eine Meningokokken-Infektion erhöhen. Zwei veränderte Gene beeinflussen auf noch unbekannte Weise das so genannte Komplementsystem und erleichtern die Ausbreitung der Bakterien. Mithilfe eines Gentests könnten Ärzte Menschen mit erhöhtem Krankheitsrisiko identifizieren und ihnen eine Impfung nahe legen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Nature Genetics".

"Unsere Ergebnisse liefern den bisher stärksten Hinweis darauf, dass es genetische Faktoren gibt, die an der Entwicklung einer Meningitis beteiligt sind", sagt Michael Levin vom Imperial College London. Er und seine Kollegen hatten zusammen mit Forschern aus Singapur und europäischen Ländern das Erbgut von 475 Menschen analysiert, die an einer durch Meningokokken (Neisseria meningitidis) verursachten Hirnhautentzündung erkrankt waren. Der Vergleich mit den Genomen von 4700 gesunden Personen ergab unter anderem Unterschiede in zwei Genen, die für Proteine des Komplementsystems kodieren. Dieser Teil des Immunsystems besteht aus etwa 20 Proteinen, die eingedrungene Bakterien zerstören, indem sie eine Reaktionskaskade in Gang setzen. Zwei Folgestudien mit weiteren 970 Patienten und 1400 Kontrollen bestätigten, dass Veränderungen in den Genen für den Komplementfaktor H (CFH) und das Faktor-H-verwandte-Protein-3 (CFHR3) die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einer Meningokokken-Meningitis zu erkranken. Auf welche Weise die veränderten Gene die Infektion erleichtern, ist noch nicht geklärt.

"Eine Meningokokken-Infektion ist eine schreckliche Erkrankung, die bei gesunden Kindern und Erwachsenen ganz plötzlich ausbricht und in wenigen Stunden zum Tod führen kann", sagt Victoria Wright, ein Mitglied des Forscherteams. Die Ergebnisse der Studie helfen zu verstehen, warum einige wenige Menschen für diese Infektion besonders anfällig sind, andere dagegen immun zu sein scheinen. Es wäre wichtig, so die Forscher, einen neuen Meningokokken-Impfstoff zu entwickeln, da der derzeit vorhandene nicht gegen alle Erregertypen wirksam ist.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Genome-wide association study identifies variants in the CFH region associated with host susceptibility to meningococcal disease", Sonia Davila et al.; Nature Genetics, Online-Publikation; doi: 10.1038/ng.640


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg