Hilfe für den Tasmanischen Teufel

"Wir Menschen haben dazu beigetragen, dass heute viele Arten von Lebewesen gefährdet sind. Deshalb ist es unsere Pflicht, einiges wieder in Ordnung zu bringen, indem wir der Natur beistehen", sagt Webb Miller von der Pennsylvania State University in University Park. Zusammen mit Institutskollege Stephan Schuster, Vanessa Hayes vom Craig Venter Institute in San Diego und anderen Wissenschaftlern schufen sie die Voraussetzungen für ein ungewöhnliches Programm zur Arterhaltung. Das Forscherteam ermittelte die DNA-Sequenz - das heißt die Abfolge der DNA-Bausteine - des gesamten Erbguts zweier Tasmanischer Teufel. Eines der Tiere stammte aus dem äußersten Nordwesten Tasmaniens und hatte sich als widerstandsfähig gegenüber zwei Formen der tödlichen Krebserkrankung erwiesen. Das andere lebte im Südosten der Insel und war der Krankheit zum Opfer gefallen. Auch die DNA eines Tumors des Tieres wurde analysiert. Ein Vergleich der DNA-Sequenzen der räumlich maximal entfernt beheimateten Individuen erbrachte ungewöhnlich geringe genetische Unterschiede. Diese große Ähnlichkeit könnte die schnelle Ausbreitung der Krankheit begünstigt haben.
Tiere aus Museen liefern Gendaten aus der Vergangenheit
Vergleichende genetische Analysen mit Material von Zootieren und Haarproben von älteren, präparierten Museumsexemplaren zeigten zudem, dass die genetische Gleichförmigkeit der Beutelteufel auch schon vor hundert Jahren bestand. Die epidemische Krebskrankheit hat sie also nicht verursacht. Die richtige Auswahl geeigneter Zuchttiere soll nun so erfolgen, dass die ohnehin geringe genetische Variabilität nicht noch weiter reduziert wird. Und das heißt auch: Man will sich nicht darauf beschränken, nur solche Exemplare auszusuchen, die resistent gegen den Tumor sind. "Das würde ja nur einen winzigen Teil des Genpools selektieren", erklärt Schuster. Wenn die Epidemie in der freien Natur zum Erliegen gekommen ist, könnte man auch solche Tiere wieder freisetzen, die anfällig für die Krebskrankheit sind. Die jetzt vorliegenden genetischen Daten sollen auch dazu dienen herauszufinden, warum einige wenige Tiere dem Krebs widerstehen können.
Nach dem Aussterben des Tasmanischen Tigers (Thylacinus cynocephalus) 1936 ist der Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii) mit einer Körperlänge von 50 Zentimetern ohne Schwanz das größte existierende fleischfressende Beuteltier. Bei der 1996 erstmals beobachteten Krebserkrankung "Devil Facial Tumor Disease (DFTD)" bilden sich zunächst Tumoren im Bereich des Mauls, die sich schnell ausbreiten und die Tiere am Fressen hindern, so dass sie verhungern. In einigen Gebieten Tasmaniens hat sich durch die Krankheit die Zahl der Tiere bereits um 90 Prozent verringert.