Hilfe für den Tasmanischen Teufel

Analyse des Erbguts unterstützt Rettungsplan
Tasmanischer Teufel (Sarcophilus harrisii), auch Beutelteufel genannt
Tasmanischer Teufel (Sarcophilus harrisii), auch Beutelteufel genannt
© Stephan C. Schuster, Penn State University
University Park (USA) - Das Erbgut des Tasmanischen Teufels ist entschlüsselt. US-amerikanische und australische Forscher wollen diese Daten jetzt nutzen, um das Aussterben des größten noch lebenden räuberischen Beuteltiers zu verhindern. Das ist auch dringend nötig, denn zurzeit wütet eine übertragbare Krebserkrankung unter den nur auf Tasmanien vorkommenden Tieren. Die Krebszellen werden durch Bisse beim Kampf von einem Tier auf das andere übertragen. Für ein Zuchtprogramm will man gesunde, genetisch unterschiedliche Beutelteufel auswählen, die vorübergehend in Zoos und geschützten Gehegen leben sollen. Nach dem Ende der Epidemie könnten deren Nachkommen dann wieder in die Natur freigesetzt werden. Genetische Tests auf Grundlage des analysierten Erbguts ermöglichen nun eine Auswahl von Tieren, die wenig krankheitsanfällig sind und gleichzeitig eine große genetische Vielfalt zeigen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (doi: 10.1073/pnas.1102838108).

"Wir Menschen haben dazu beigetragen, dass heute viele Arten von Lebewesen gefährdet sind. Deshalb ist es unsere Pflicht, einiges wieder in Ordnung zu bringen, indem wir der Natur beistehen", sagt Webb Miller von der Pennsylvania State University in University Park. Zusammen mit Institutskollege Stephan Schuster, Vanessa Hayes vom Craig Venter Institute in San Diego und anderen Wissenschaftlern schufen sie die Voraussetzungen für ein ungewöhnliches Programm zur Arterhaltung. Das Forscherteam ermittelte die DNA-Sequenz - das heißt die Abfolge der DNA-Bausteine - des gesamten Erbguts zweier Tasmanischer Teufel. Eines der Tiere stammte aus dem äußersten Nordwesten Tasmaniens und hatte sich als widerstandsfähig gegenüber zwei Formen der tödlichen Krebserkrankung erwiesen. Das andere lebte im Südosten der Insel und war der Krankheit zum Opfer gefallen. Auch die DNA eines Tumors des Tieres wurde analysiert. Ein Vergleich der DNA-Sequenzen der räumlich maximal entfernt beheimateten Individuen erbrachte ungewöhnlich geringe genetische Unterschiede. Diese große Ähnlichkeit könnte die schnelle Ausbreitung der Krankheit begünstigt haben.

Tiere aus Museen liefern Gendaten aus der Vergangenheit

Vergleichende genetische Analysen mit Material von Zootieren und Haarproben von älteren, präparierten Museumsexemplaren zeigten zudem, dass die genetische Gleichförmigkeit der Beutelteufel auch schon vor hundert Jahren bestand. Die epidemische Krebskrankheit hat sie also nicht verursacht. Die richtige Auswahl geeigneter Zuchttiere soll nun so erfolgen, dass die ohnehin geringe genetische Variabilität nicht noch weiter reduziert wird. Und das heißt auch: Man will sich nicht darauf beschränken, nur solche Exemplare auszusuchen, die resistent gegen den Tumor sind. "Das würde ja nur einen winzigen Teil des Genpools selektieren", erklärt Schuster. Wenn die Epidemie in der freien Natur zum Erliegen gekommen ist, könnte man auch solche Tiere wieder freisetzen, die anfällig für die Krebskrankheit sind. Die jetzt vorliegenden genetischen Daten sollen auch dazu dienen herauszufinden, warum einige wenige Tiere dem Krebs widerstehen können.

Nach dem Aussterben des Tasmanischen Tigers (Thylacinus cynocephalus) 1936 ist der Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii) mit einer Körperlänge von 50 Zentimetern ohne Schwanz das größte existierende fleischfressende Beuteltier. Bei der 1996 erstmals beobachteten Krebserkrankung "Devil Facial Tumor Disease (DFTD)" bilden sich zunächst Tumoren im Bereich des Mauls, die sich schnell ausbreiten und die Tiere am Fressen hindern, so dass sie verhungern. In einigen Gebieten Tasmaniens hat sich durch die Krankheit die Zahl der Tiere bereits um 90 Prozent verringert.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Genetic diversity and population structure of the endangered marsupial Sarcophilus harrisii (Tasmanian devil)", Webb Miller et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Online-Publikation, http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1102838108


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg