Hautkrebs: Warum der Kampf gegen Melanome besonders schwer ist

Im Gegensatz zu anderen Tumoren besitzen sämtliche Zellen des schwarzen Hautkrebses das Potenzial von Krebsstammzellen und können neue Tumoren bilden
Malignes Melanom
Malignes Melanom
© National Cancer Institute, USA
Philadelphia (USA) - Viele Arten von Tumoren entwickeln sich durch die Vermehrung einiger weniger Krebsstammzellen. Daher kann eine Therapie nur dann erfolgreich sein, wenn diese Zellen zerstört werden. Bei Melanomen, dem gefährlichsten Typ von Hauttumoren, ist das anders, bestätigen jetzt amerikanische Forscher. Hier besitzen alle Tumorzellen die Fähigkeit, die Eigenschaften von Krebsstammzellen anzunehmen. Wenn sie das tun, bilden sie ein bestimmtes Enzym und vermehren sich nur noch sehr langsam, was sie therapieresistent macht. Die anderen Krebszellen sorgen weiter für ein schnelles Tumorwachstum. Eine effektive Therapie müsse beide Arten von Melanomzellen gleichzeitig angreifen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell".

"Wir sollten die Jagd nach Krebsstammzellen einstellen, denn da gibt es keine", sagt Meenhard Herlyn vom Wistar Institute in Philadelphia über die Versuche, eine Melanomtherapie zu entwickeln. Nach der Krebsstammzellhypothese besteht die Hauptmasse eines Tumors aus Zellen, die aus wenigen entarteten Stammzellen hervorgegangen sind. Solche Krebsstammzellen sind sehr resistent, nur sie können neue Tumoren erzeugen. Wenn es gelingt, diese zu zerstören, bricht der Nachschub neuer Zellen zusammen und der Tumor schrumpft. Bei Melanomen dagegen konnten Herlyn und seine Kollegen zeigen, dass die Entwicklung der Tumorzellen keine Einbahnstraße ist: Offenbar kann in diesem Fall jede Krebszelle wieder zur Krebsstammzelle werden.

Das ist verbunden mit dem Einschalten eines Gens, das die Produktion des Enzyms JARID1B, einer Demethylase, veranlasst. Das Vorhandensein dieses Enzyms eignete sich als Unterscheidungsmerkmal für beide Zelltypen. Etwa fünf Prozent aller Zellen eines Melanoms bildeten das Enzym und verhielten sich wie langsam wachsende Krebsstammzellen. Sie sorgten für Nachschub an schnell wachsenden Tumorzellen, die das Enzym nicht produzierten. Wurde die Enzymproduktion im Krebsgewebe ganz blockiert, stagnierte die weitere Vergrößerung der Tumormasse. "Wir schlagen eine duale Therapie vor", sagt Herlyn. Dabei müssten sowohl die Masse der JARID1B-negativen Tumorzellen als auch die wenigen JARID1B-positiven Zellen angegriffen werden. Derzeitige Therapien töten nur die schnell wachsenden Krebszellen ab, die anderen bleiben verschont und sorgen für späteres erneutes Tumorwachstum und Metastasen.

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Quelle: "A Temporarily Distinct Subpopulation of Slow-Cycling Melanoma Cells Is Required for Continuous Tumor Growth", Alexander Roesch et al., Cell, Vol. 141, p. 583, DOI: 10.1016/j.cell.2010.04.020


 

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