Häufige Infekte könnten Hirnleistung beeinträchtigen

Wer in der Vergangenheit häufig unter Infektionen gelitten hat, weist schlechtere kognitive Leistungen im späteren Leben auf
New York (USA) - Immer wieder Erkältungen und andere Infekte zu haben, kann auf lange Sicht Wahrnehmung und Denkvermögen beeinträchtigen: Wiederholt Infektionen ausgesetzt zu sein, geht mit schlechteren kognitiven Leistungen im späteren Leben einher. Hinweise auf diese Verknüpfung haben US-Mediziner bei der Analyse von Daten einer großen Gesundheitsstudie gefunden, berichten sie im Fachblatt „Neurology“. Demnach haben Menschen, die eine größere Zahl Infektionen hinter sich gebracht haben, eine um 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, bei einem gängigen Test zur Einstufung der kognitiven Leistungsfähigkeit schlecht abzuschneiden. Einen Zusammenhang zum Fortschreiten geistigen Verfalls konnten sie dagegen nicht feststellen. Ob Infekte dabei tatsächlich die direkte Ursache für geistige Beeinträchtigung sind, darüber können die Forscher noch keine eindeutige Aussage machen.

„Zwar müssen diese Zusammenhänge weiter untersucht werden“, sagt Mira Katan vom Columbia University Medical Center in New York, „aber die Ergebnisse könnten zu Möglichkeiten führen, Menschen mit einem Risiko für kognitive Beeinträchtigung auszumachen und deren Risiko eventuell auch zu senken.“ So sei etwa denkbar, dass entsprechende Übungen und Impfungen gegen Viruserkrankungen in der Kindheit das Risiko für Gedächtnisprobleme im späteren Leben senken könnten. Die Forscher hatten die Daten von 1.625 Teilnehmern einer Gesundheitsstudie analysiert. Das Blut der Probanden im Alter von durchschnittlich 69 Jahren war auf Antikörper gegen fünf gängige Infektionen untersucht worden – gegen Herpeserreger, Erreger von Atemwegsinfektionen und den Magenkeim Helicobacter pylori. Die kognitiven Leistungen wurden zu Beginn der Studie in einem Standardtest ermittelt sowie über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren in einer jährlichen Telefonbefragung überprüft.

Die Berechnungen der Mediziner ergaben: Eine höhere Anfälligkeit für Infektionen in der Vergangenheit war mit schlechterem Abschneiden im Test zu Wahrnehmung und Denkvermögen verbunden. Besonders deutlich war dies bei Teilnehmern, die Sport nichts abgewinnen konnten, und jenen, die einen niedrigen Bildungsstand und keine Krankenversicherung hatten, so Katan. Was das weitere Fortscheiten von Demenz angeht, konnten sie dagegen keine Verbindung zur Infekt-Belastung finden. Die zugrundeliegenden Mechanismen konnten die Forscher bislang nicht klären. Sie halten etwa für möglich, dass mit den Infektionen einhergehende Entzündungsprozesse eine Rolle spielen. Auch können sie nicht mit Sicherheit sagen, was Ursache und was Wirkung ist. Da ein Großteil der Infekte jedoch in der Kindheit auftritt, gehen sie davon aus, dass die Infektionen der Entwicklung geistiger Beeinträchtigungen vorausgehen.

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Quelle: „Infectious burden and cognitive function – The Northern Manhattan Study”, Mira Katan et al.; Neurology, 2013;80:1209–1215


 

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