Häufige Infekte könnten Hirnleistung beeinträchtigen
„Zwar müssen diese Zusammenhänge weiter untersucht werden“, sagt Mira Katan vom Columbia University Medical Center in New York, „aber die Ergebnisse könnten zu Möglichkeiten führen, Menschen mit einem Risiko für kognitive Beeinträchtigung auszumachen und deren Risiko eventuell auch zu senken.“ So sei etwa denkbar, dass entsprechende Übungen und Impfungen gegen Viruserkrankungen in der Kindheit das Risiko für Gedächtnisprobleme im späteren Leben senken könnten. Die Forscher hatten die Daten von 1.625 Teilnehmern einer Gesundheitsstudie analysiert. Das Blut der Probanden im Alter von durchschnittlich 69 Jahren war auf Antikörper gegen fünf gängige Infektionen untersucht worden – gegen Herpeserreger, Erreger von Atemwegsinfektionen und den Magenkeim Helicobacter pylori. Die kognitiven Leistungen wurden zu Beginn der Studie in einem Standardtest ermittelt sowie über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren in einer jährlichen Telefonbefragung überprüft.
Die Berechnungen der Mediziner ergaben: Eine höhere Anfälligkeit für Infektionen in der Vergangenheit war mit schlechterem Abschneiden im Test zu Wahrnehmung und Denkvermögen verbunden. Besonders deutlich war dies bei Teilnehmern, die Sport nichts abgewinnen konnten, und jenen, die einen niedrigen Bildungsstand und keine Krankenversicherung hatten, so Katan. Was das weitere Fortscheiten von Demenz angeht, konnten sie dagegen keine Verbindung zur Infekt-Belastung finden. Die zugrundeliegenden Mechanismen konnten die Forscher bislang nicht klären. Sie halten etwa für möglich, dass mit den Infektionen einhergehende Entzündungsprozesse eine Rolle spielen. Auch können sie nicht mit Sicherheit sagen, was Ursache und was Wirkung ist. Da ein Großteil der Infekte jedoch in der Kindheit auftritt, gehen sie davon aus, dass die Infektionen der Entwicklung geistiger Beeinträchtigungen vorausgehen.