HIV-positiv, aber nicht krank

Warum einige wenige Menschen nach einer HIV-Infektion nicht an AIDS erkranken
Symbol der Solidarität mit AIDS-Kranken
Symbol der Solidarität mit AIDS-Kranken
© Christian Heldt
Baltimore (USA) - In seltenen Fällen gelingt es dem Immunsystem von HIV-Infizierten, die Vermehrung der Viren soweit zu kontrollieren, dass sich auch ohne Medikamente jahrelang keine AIDS-Symptome entwickeln. Das lässt sich nicht einfach mit einer defekten, wenig aggressiven HIV-Variante erklären, berichten jetzt amerikanische Mediziner. Sie untersuchten ein Ehepaar, das mit dem gleichen Virustyp infiziert war. Aber nur der Mann erkrankte an AIDS und wurde mit Medikamenten behandelt. Die Frau, so stellte sich heraus, verdankte es ihren Immunzellen, dass sich die Viren nicht stark vermehren konnten. Der Fall zeige, dass es prinzipiell möglich sein müsse, durch eine Aktivierung des Immunsystems den Ausbruch von AIDS zu verhindern, schreiben die Forscher im "Journal of Virology".

"Das ist der extrem seltene Fall einer Co-Infektion, der uns zeigt, wie ein starkes Immunsystem das Virus daran hindern kann, sich zu vermehren und andere Zellen zu infizieren", sagt Joel Blankson von der Johns Hopkins University in Baltimore. Er und seine Kollegen untersuchten ein Ehepaar, bei dem der Mann vor mehr als zehn Jahren seine Frau mit dem AIDS-Virus infiziert hatte. Während der Mann inzwischen behandelt werden muss und hohe Viruszahlen im Blut aufweist, zeigt die Frau keine Krankheitssymptome und nur einen sehr geringen Blutspiegel an Viren. Genetische Tests bestätigten, dass beide Personen mit dem gleichen Virusstamm infiziert waren und die bessere Abwehrkraft der Frau nicht auf eine defekte Virusform zurückzuführen war.

Deutliche Unterschiede ergaben sich jedoch, als die Forscher die Aktivität der Immunzellen beider Patienten gegenüber HI-Viren verglichen. Die für die Virusabwehr verantwortlichen so genannten CD8-Killer-T-Zellen der Frau hemmten in Labortests die HIV-Vermehrung um 90 Prozent, die Zellen des Mannes brachten es nur auf 30 Prozent. Außerdem ergaben vergleichende Untersuchungen, dass sich durch die jahrelange Konfrontation mit der starken Immunabwehr die Viren bei der Frau durch Mutationen stärker verändert hatten und dadurch nachträglich geschwächt wurden. Die Forscher wollen nun herausfinden, auf welche Weise die T-Zellen aktiviert werden können, damit sie den bei dieser Patientin beobachteten Schutzeffekt zeigen. Vielleicht wäre es möglich, durch eine spezielle Impfung auch andere Patienten in die Lage zu versetzen, die Viren dauerhaft in Schach zu halten.

Johns Hopkins University
Quelle: "Transmission of Human Immunodeficiency Virus Type 1 from a Patient Who Developed AIDS to an Elite Suppressor", Justin R. Bailey et al.; Journal of Virology, Vol. 82, p. 7395, doi:10.1128/JVI.00800-08


 

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